Stadt Ditzingen

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Erwin Starker

1872 – 1938

Landschaftsmaler

Seine Werke sind in den großen Kunstsammlungen der Region vertreten: In der Stuttgarter Staatsgalerie, im Kunstmuseum, den Kunstsammlungen der Stadt Ulm oder der Städtischen Galerie Sindelfingen. Als Vertreter des „schwäbischen Impressionismus“ ist der Name Erwin Starkers nicht nur ausgewiesenen Kunstkennern geläufig.

Geboren am 8. Februar 1871 in Stuttgart als Sohn eines Kaufmanns, wuchs Starker in einer Familie des gehobenen Bürgertums auf. Der Großvater Christian Gottlob Starker war Gründer einer Schokoladenfabrik mit weitreichenden internationalen Beziehungen. Die Mutter Marie, geb. Knosp entstammte einer angesehenen Stuttgarter Honoratiorenfamilie. Ihr Onkel war der Fabrikant Rudolf von Knosp, der viele Jahre dem Aufsichtsrat der BASF vorstand und von 1868 bis 1870 dem Zollparlament angehörte. In diesem Umfeld kam Starker vermutlich schon früh mit dem Künstlermilieu in Berührung. Zur Verwandtschaft gehörten der Historienmaler Friedrich Kaulbach (1822-1902) und sein Sohn Friedrich August von Kaulbach (1850-1920, Direktor der Münchner Kunstakademie) ebenso wie der zurzeit von Starkers Geburt schon verstorbene Landschaftsmaler und Lithograph Carl Friedrich Heinzmann (1795-1846).

Seine künstlerische Ausbildung erhielt Erwin Starker auf den Kunstakademien in Stuttgart bei Jakob Grünenwald (Zeichenklasse) und Albert Kappis (Landschaftsklasse) und in Karlsruhe bei Carlos Grethe. Zu einem wichtigen Förderer wurde der Stuttgarter Impressionist Otto Reiniger, mit dem ihn bis zu dessen Tod eine enge Freundschaft verband. Dem Studium folgte ein längerer Aufenthalt in München. In der wichtigsten Kunstmetropole Süddeutschlands hat er weitere Impulse erhalten. 1896 ließ er sich als Kunstmaler in Stuttgart nieder. Er arbeitete zunächst im Ateliergebäude des Württembergischen Malerinnen-Vereins in der Eugenstraße, später im Ateliergebäude des Vereins Württembergischer Kunstfreunde am Stafflenberg. Die Galerie Pressel & Kusch zeigte seine Werke 1898 erstmals in einer Gesamtschau. Als Verkaufsplattform nutzte Starker bis zum Ersten Weltkrieg gerne die Ausstellungen und Lotterien des Württembergischen Kunstvereins. Er war aber auch auf den internationalen Ausstellungen im Münchner Glaspalast und bei anderen großen Kunstausstellungen regelmäßig vertreten.

1899 kam die Tochter Emmy zur Welt. Erst im August 1905 heiratete Starker ihre Mutter Emma Jehle aus Nürtingen. Im Ersten Weltkrieg wurde er in einem Vermessungstrupp beim Stab des württ. Oberkommandos im Elsass und in Rumänien eingesetzt. Noch während er im Feld stand übersiedelten Frau und Tochter nach Ditzingen und bezogen eine Erdgeschosswohnung im Haus Leonberger Straße 20. Hier verbrachte die Familie die kommenden Jahrzehnte bis zu Starkers Tod im April 1938.

Erwin Starker gilt als liebevoller Schilderer der schwäbischen Landschaft. Seine zunächst eher naturalistischen Darstellungen in dunklen Farbtönen wandelten sich unter Reinigers Einfluss zu einer lichten und farbigen Malweise im Stil des Impressionismus. Neben dem Ölbild galt sein besonderes Interesse der Pastellmalerei, die er nach dem Ersten Weltkrieg zu höchster Vollendung brachte. Motive für seine Landschafts-, Fluss- und Städtebilder fand er in der engeren und weiteren Region: in Stuttgart, auf der Schwäbischen Alb, aber auch im Strohgäu und in der näheren Umgebung von Ditzingen. Er unternahm mehrere Reisen, zu Verwandtenbesuchen in Frankreich, Belgien und in die Niederlande, nach Österreich, Ungarn und Italien, die stets auch Ausdruck in seinem Schaffen fanden. Seine Pastelle fanden viele Liebhaber. Die Öllandschaften kauften auch renommierte Sammler wie der Bankier Alfred von Kaulla oder die Unternehmer Robert Bosch und Paul Kahn.

In den 1920er Jahren war Starker an mehreren Sammelausstellungen beteiligt. Der Württembergische Kunstverein und die Stuttgarter Galerie Fischinger widmeten ihm 1932 und 1937 anlässlich seines 60. bzw. 65. Geburtstags noch einmal zwei Sonderausstellungen. Am 18. April 1938 erlag Starker im Alter von nur 66 Jahren in seinem Heim in Ditzingen einer langwierigen Erkrankung. Beigesetzt wurde er in dem auch heute noch erhaltenen Familiengrab auf dem Stuttgarter Fangelsbachfriedhof. Der künstlerische Nachlass blieb zunächst weitgehend in Familienhand und wurde von seinem Neffen Otto Starker († 1994), der eine Kunsthandlung im alten Waisenhaus am Stuttgarter Charlottenplatz betrieb, weiter vermarktet. Im Kunsthandel sind seine Bilder nach wie vor präsent. Neben den eingangs genannten Häusern besitzt auch das Stadtmuseum Ditzingen einen größeren Bestand an Werken Starkers.

Zum Weiterlesen: Florian Hoffmann: Erwin Starker (1872-1938). Ein Künstlerleben. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter 76 (2022), S. 205–228