Heinrich Eberhardt
1919 – 2003
Maler, Graphiker und Kunstpädagoge
Mit seinem Sgraffito „Feuerreiter“ an der Fassade des Feuerwehrhauses in der Münchinger Straße ist Heinrich Eberhardt noch heute prominent im Ditzinger Stadtbild vertreten. Als einer der bekanntesten Künstler der Stadt hat er aber auch an anderen Orten seine Spuren hinterlassen.
Geboren wurde er am 13. September 1919 in Ehningen im damaligen Oberamt Böblingen als Sohn des Zimmermanns Christian Eberhardt und dessen Ehefrau Luise Rosine, geb. Ellwanger. In Ehningen, wo er mit drei Geschwistern aufwuchs, verbrachte er seine ersten Lebensjahre. 1926 übersiedelte die Familie nach Ditzingen, wo der Vater eine Anstellung im Zimmergeschäft Renninger fand. Nach dem Besuch der Wilhelmschule in Ditzingen absolvierte Heinrich Eberhardt eine Malerlehre, die er mit der Gesellenprüfung abschloss.Schon früh entwickelte sich sein künstlerisches Interesse. Der Fürsprache von Fritz v. Graevenitz verdankte er die Aufnahme an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste, wo er von 1938 bis 1940 Malerei studierte. Zu seinen Lehrern zählten Hans Spiegel (Wandmalerei und Komposition) und Hermann Mayrhofer (Grafik). Unterbrochen wurde sein Schaffen durch den Kriegsdienst in Russland.
Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im August 1945 kehrte Eberhardt nicht mehr an die Kunstakademie zurück: Seine alten Lehrer Spiegel und Mayrhofer fanden bei der Wiederaufnahme des Betriebs 1946 keine Berücksichtigung mehr. Zu den neu vorherrschenden Kunstrichtungen fand er keinen Zugang. Nach seiner Eheschließung (1947) zog er als freischaffender Künstler zur Familie seiner Schwiegermutter in die Ringwiesenstraße 4, wo er in einer Kammer auf dem Dachboden ein kleines Atelier einrichtete. Meist arbeitete er allerdings im Freien. Eberhardt war seit 1950 Mitglied des Verbandes der bildenden Künstler Württembergs e. V. und wurde 1952 beim Kunstpreis der Jugend mit einer „Lobenden Erwähnung“ geehrt. Bis zur Währungsreform konnte er vom Verkauf seiner Werke leben. Später verdiente er seinen Lebensunterhalt als handwerklicher Maler bei dem Ditzinger Maler Kocher, dann als Vorarbeiter bei einem Stuttgarter Malergeschäft. Als ihm eine Fachlehrerstelle an der städtischen Fachschule für Farbei und Gestaltung in Stuttgart angeboten wurde, legte er 1959 die Meisterprüfung im Malerhandwerk ab und war bis zum Eintritt in den Ruhestand 1981 als Fachlehrer tätig. Seit 1960 nahm er auch einen Lehrauftrag am Seminar für Bildtechnik des Verbandes der Künstler Württembergs e. V. wahr.
Für seine künstlerische Betätigung blieben somit nur die Feierabende und Wochenenden. Seine Werke, häufig Landschaften, zeugen von seiner Naturverbundenheit. Bäume – von der realistischen Baumform zur reduzierten Linie – sind ein Leitthema seines Schaffens, das als Ausgangspunkt die zeichnerische Ausbildung an der Stuttgarter Kunstakademie hatte und in den frühen Nachkriegsjahren den Umgang mit Farbe einbezog. Ohne das Gegenständliche ganz aufzugeben und Konzessionen an den Zeitgeschmack und die herrschende Kunstrichtung zu machen, hat er seine Gemälde immer weiter abstrahiert und auf das Wesentliche reduziert. Zur Unterscheidung von dem (fast) namensgleichen Kunstmaler Heinrich Eberhard aus Stuttgart-Sillenbuch signierte er seine Werke mit „H. E. D.“ (Heinrich Eberhardt Ditzingen) und brachte damit auch seine Verbundenheit mit seiner Wohngemeinde zum Ausdruck, der er sich – auch in der Wahl seiner Motive – stets verbunden fühlte.
Wiederholt erhielt er öffentliche Aufträge: Die Gemeinde Ditzingen betraute ihn mit der Ausgestaltung des (alten) Schlosskindergartens, die evangelische Kirchengemeinde mit der Gestaltung der Altarwand des Johanneshauses in der Knielstraße. Für das Landratsamt Leonberg entstand ein größeres Ölgemälde mit einer Ansicht der Stadt Leonberg. Anlässlich der Stadterhebung 1966 organisierte Eberhardt in der neuen Stadthalle die erste Kunstausstellung Ditzingens, und es verwundert nicht, dass er 1984 zum Gründungsvorstand des Ditzinger Kultur- und Kunstkreises gehörte. Im Ruhestand widmete er sich wieder ganz seiner künstlerischen Berufung. In seinem späteren Wohnhaus in der Aspergstraße hatte er sich ein eigenes Atelier eingerichtet. Studienreisen führten ihn unter anderem nach Italien, Frankreich und Skandinavien. Der Kultur- und Kunstkreis zeigte seine Werke 1989 zur Einweihung des Neuen Rathauses und würdigte ihn zuletzt mit einer Gedächtnisausstellung zum 100. Geburtstag in der Städtischen Galerie am Laien. Weitere Einzelausstellungen waren unter anderem in Tübingen, Reutlingen, Meßstetten, Leonberg, Korntal, Oberkochen, Stuttgart und Alpirsbach zu sehen. Die Regierungspräsidien Nord- und Südwürttemberg, das baden-württembergische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Galerie der Stadt Stuttgart und verschiedene Landratsämter tätigten Ankäufe seiner Werke. Heinrich Eberhardt starb am 25. Mai 2003 in Stuttgart und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Ditzinger Friedhof.
Zum Weiterlesen: H. E. D. Heinrich Eberhardt Ditzingen. Ausstellung im Rathaus Ditzingen zum 70. Geburtstag von Heinrich Eberhardt – Ditzingen 78. September bis 5. Oktober 1989. Ausstellungskatalog, Ditzingen 1989.