10 Jahre Keltischer Grabhügel Hirschlanden

Jubiläumsfeier und Würdigung von Martin Heinrich für seinen Einsatz um den Erhalt des Hirschlander Kriegers

Vor 10 Jahren haben freiwillige Helfer auf Hirschlander Gemarkung im Gewann Holzheim einen „keltischen Grabhügel“ errichtet. Die Rekonstruktion lehnt sich eng an jenen Hügel an, den tüchtige Ausgräber vor bald 50 Jahren draußen in der Flur vorgefunden und ausgegraben hatten. Ein besonderer Blickfang ist bis heute der Hirschlander Krieger, eine 2001 geschaffene Nachbildung jener Stele, die wohl einst den von Kelten errichteten Grabhügel geziert hatte.

An diese Aktion aus dem Jahr 2001 wurde mit einer Jubiläumsfeier am Freitag, 21. Oktober erinnert. Die Ortsvorsteherin von Hirschlanden, Barbara Radtke, und Oberbürgermeister Michael Makurath hatten in das Gewann Holzheim eingeladen, um das Ereignis mit zahlreich erschienenen Gästen zu feiern. Musikalisch umrahmt wurde das Jubiläum von der Bläserklasse der Realschule Ditzingen unter der Leitung von Steffen Siegert. Der Fleckabatsch Hirschlanden zeigte ein unterhaltsames Theaterstück.

Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde Martin Heinrich für sein großartiges Engagement und seinen unermüdlichen Einsatz um den Erhalt des europaweit bedeutenden Fundes des Hirschlander Kriegers ausgezeichnet.

Rückblick
Das Original des Hirschlander Kriegers, eine Steinstele, war bei Grabungen am Nordrand des Hügels gefunden und von Fachleuten auf die Zeit um 500 v. Chr. datiert worden. Die lebensgroße Figur hatte dort ungestört zweieinhalb Jahrtausende gelegen. Der Fund war und ist heute noch eine archäologische Sensation, die Hirschlanden und die Große Kreisstadt Ditzingen weit über die Landesgrenzen Baden-Württembergs hinaus bekannt gemacht hat. Zu sehen ist der Hirschlander Krieger in Museen in Stuttgart und Hochdorf, im Stadtmuseum Ditzingen, in der Theodor-Heuglin-Schule in Hirschlanden, seit diesem Jahr in der Partnerstadt Gyula und seit 10 Jahren beim Fundort, neben einer Rekonstruktion des Grabhügels. Er war schon auf Reisen in London und Paris und bei allen wichtigen Ausstellungen über die Keltenzeit zu sehen. Zusammen mit einem anderen, jüngeren Fundstück vom Glauberg in Hessen ist er die älteste vollplastische Darstellung eines Menschen in Mitteleuropa.

Der Fund
Gefunden wurde der Hirschlander Krieger im Herbst des Jahres 1962, als in der Flur Holzheim die notwendige Flurbereinigung durchgeführt wurde. Dabei hatte man mit großen Maschinen die Oberfläche der Äcker eben gezogen. Ein aufmerksamer Arbeiter hatte an einer Stelle merkwürdige Veränderungen im Boden gesehen und die Gemeindeverwaltung informiert. Die Hirschlander Gemeinderäte und der damals neu gewählte Bürgermeister Alfred Fögen begutachteten die Baustelle und es war im Besonderen Gemeinderat Martin Heinrich zu verdanken, dass man die Bauarbeiten an der Stelle ruhen ließ und das Landesdenkmalamt informierte.
Schnell war den Fachleuten klar, dass hier die Überreste eines keltischen Grabhügels lagen. Wenige Tage später wurde ganz in der Nähe ein weiterer Grabhügel entdeckt. Die Hügel waren im Laufe der Jahrhunderte durch den Wind und später durch das Pflügen fast ganz abgetragen worden. Aber unter der Ackerkrume waren die Grabstellen erhalten geblieben. Schon am ersten Tag der Grabung, am 5. November 1963, wurde eine Figur gefunden. Sie lag außerhalb des Steinkranzes, den die Kelten um die Gräber gezogen hatten.
Der Fund war eine Sensation. Bis dahin galt in der Wissenschaft, dass nur die Griechen und die Römer solche Figuren herstellen konnten. Von den handwerklichen Fähigkeiten der Kelten, die zur gleichen Zeit wie die antiken Griechen lebten, ahnte noch niemand etwas.
Die Grabhügel sollten gründlich erforscht und ausgegraben werden. Deshalb wurden Männer aus Hirschlanden angeworben, um bei der Grabung zu helfen. Die Gemeinde Hirschlanden, mit Bürgermeister Alfred Fögen an der Spitze, finanzierte die Grabungsarbeiten vor. Im Spätherbst des Jahres 1963 und im Frühjahr des Jahres 1964 wurden die beiden Hirschlander Grabhügel fachgerecht freigelegt. Im Haupthügel fand man 16 Grabstellen, die zum Teil geborgen werden konnten. In zwei Schichten übereinander waren um ein zentrales Grab weitere Gräber im Kreis angeordnet. Begraben wurden hier Männer, Frauen und Kinder. Die Menschen, die hier bestattet wurden, waren ausgestattet mit ihrem Schmuck und ihren Waffen; so wie es der Brauch der Kelten war.

Der Krieger
Die Hauptattraktion war und blieb die Figur. Die Steinstele wurde bei der Grabung am Nordrand des Hügels, außerhalb des Steinkranzes, gefunden. Sie war in zwei Teile zerbrochen. Der unbekleidete menschliche Körper ist aus Stubensandstein gehauen. Sie ist lebensgroß, die Füße sind leider abgebrochen und verloren. Die Figur hat eine Höhe von 1,50 m. Auf dem Kopf trägt sie einen konischen Hut oder Helm und um den Hals einen dicken Reif. Die Figur trägt eine verschobene Maske über dem Gesicht sowie einen Gürtel mit einem Dolch mit „Antennengriff“. Die Grabstele von Hirschlanden gehört zu den ersten lebensgroßen und lebensechten Figuren eines Menschen aus vorgeschichtlicher Zeit, die in Mitteleuropa in der Zeit um 500 v. Chr. angefertigt wurden. Von der Zeitstellung her kann die Stele der oberen zentralen Bestattung zugeordnet werden.

Nach der Ausgrabung wanderte die Figur ins Württembergische Landesmuseum nach Stuttgart.

Der Grabhügel
Im Jahr 1982 wurde dann eine Nachbildung des „Hirschlander Kriegers“ von Herrn Martin Heinrich beschafft und in der Aula der Theodor-Heuglin-Schule aufgestellt.
Am eigentlichen Fundort des "Hirschlander Kriegers" erinnerte nichts an diesen sensationellen Fund. In der Bürgerversammlung vom 22. April 1994 ist Peter Rombold auf den damaligen Ortsvorsteher von Hirschlanden, Günter Ansel, zugekommen und hat ihm versichert, dass, wenn die Ortsverwaltung beabsichtigt, den Keltischen Grabhügel wiederaufzuschütten, die Firma Rombold & Gfröhrer das Know-how, sprich Maschinen, Steine etc. zur Verfügung stellt. Auch die Theodor-Heuglin-Schule wollte dabei sein, wenn der Grabhügel wieder aufgeschüttet wird.

Im Jahre 2001 war es dann soweit. Die versprochene Hilfe der Firma Rombold & Gfröhrer konnte abgerufen werden. Schülerinnen und Schüler der Theodor-Heuglin-Schule halfen in den Ferien mit, den Hügel aufzurichten. Das Landesdenkmalamt gab seinen Segen. Die Stele selbst wurde von der Ditzinger Steinwerkstatt Stefan Machmer wieder aus Stubensandstein gehauen.

Am 23. Juni 2001 wurde die Anlage in der Flur Holzheim in Anwesenheit von Bürgerinnen und Bürgern, die bei der Entdeckung der Grabhügel schon dabei waren, der Öffentlichkeit übergeben.

24.10.2011

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