Acht Tage der Begegnung – Ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Polen und der Ukraine zu Besuch in Ditzingen

15 ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Polen und der Ukraine sind am 21. Oktober wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Eine gute Woche lang waren sie zu Besuch in Ditzingen.
Empfangen wurden sie am 14. Oktober auf dem Frankfurter Flughafen. Gemeinsam fuhren die beiden Gruppen nach Ditzingen. Hier wurden sie von Oberbürgermeister Michael Makurath und Mitgliedern des Gemeinderates herzlich willkommen geheißen.
Am ersten Tag stand die Erkundung der Stadt Ditzingen und der Stadtteile auf dem Programm. Vieles hat sich verändert. Die Suche nach den Bauernhöfen, wo sie vor mehr als 50 Jahren arbeiten mussten, war oft vergeblich. Die Bauernhöfe im Ort sind abgebrochen, die Höfe ausgesiedelt. Erfolgreicher gestaltete sich die Suche nach den Familien, die einst als Arbeitgeber auf die Arbeitskraft der Zwangsarbeiter angewiesen waren. Im Laufe der Woche fanden Menschen zueinander, die sich lange nicht gesehen hatten.
Am Abend dieses Tages überreichten Mitglieder der „Ditzinger Initiative“ die gesammelten Geldbeträge an die anwesenden Gäste. Jeder erhielt den Betrag von 550 € ausgehändigt.
Am Mittwoch stand eine Fahrt in den Schwarzwald auf dem Reiseprogramm. Am Nachmittag traf die Gruppe auf Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums. Im Rahmen des Unterrichts des Neigungskurses Geschichte, Klassenstufe 12, erlebten die Schülerinnen und Schüler eine ungewöhnliche Geschichtsstunde. Auf kenntnisreiche Fragen wurde bereitwillig und sachlich geantwortet. Über schreckliche Einzelheiten der Deportation wurde ebenso berichtet wie über freundliche Bauern.
Am Donnerstag ging die Reise nach Ludwigsburg. Die Pracht des ehemaligen Residenzschlosses hat die Gäste ebenso beeindruckt wie das Treiben auf dem schönen Marktplatz.
Die Landeshauptstadt wurde am Freitag Vormittag besucht. Am Nachmittag und Abend hatten die Landwirte aus Schöckingen, Heimerdingen und Hirschlanden ein Programm zusammengestellt. Aktive landwirtschaftliche Betriebe wurden besichtigt. Es gab dabei einen regen Austausch mit den Gästen, die auch in ihrem hohen Alter fast alle als Kleinlandwirte in ihrer Heimat tätig sind. Der von den Landwirten herzlich gestaltete „Abend der Begegnung“ wurde ein voller Erfolg.
Am Samstag stand ein Ausflug nach Bietigheim-Bissingen auf dem Programm der Reisegruppe. Hier haben die meisten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter einige Tage in einem Durchgangslager verbracht.
Nach einem gemeinsamen Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Maria und einem Treffen mit Vertretern der Kirchen wurden die Gäste am Sonntag Abend offiziell verabschiedet.
Das Besuchsprogramm mit vielen anrührenden persönlichen Begegnungen endete am Montag, 21. Oktober mit dem Rückflug nach Warschau und Kiew.

24.10.2002

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