Ditzinger Ansichten – die 50iger Jahre

Das Ditzinger Stadtmuseum zeigt ab Sonntag, 18. November 2012 die Ausstellung „Ditzinger Ansichten – die 50iger Jahre“.

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, lebten in Ditzingen ca. 3 444 Menschen. Bis 1950 kamen fast 1 500 Vertriebene und Neubürger hinzu. 1950 lebten die 5 008 Einwohner im Wesentlichen noch im Alten Dorf. Notunterkünfte waren in der „Glemstalsiedlung“ hinter der Schlossmühle errichtet worden. Erst zu Beginn der 50iger Jahre wurden neue Häuser gebaut. Das Haldengebiet, das Beutenfeld, der Korntaler Weg und Wohngebiete südlich der Eisenbahnstrecke in der Flur „Stütze“ wurden nun nach Plänen, die schon Ende der 20iger Jahre entwickelt wurden, erschlossen und überbaut. Die Zahl der Haupt- und Nebengebäude stieg von 1 177 im Jahr 1950 auf 1 888 im Jahr 1960.

Trotz der regen Bautätigkeit blieb das alte Dorf bis weit in die 60iger Jahre weitgehend erhalten. Dennoch veränderte sich langsam der Charakter des Dorfes. Mit der Zahl der Bewohner, die allmählich bis auf 8 328 im Sommer 1960 anstieg, stieg auch die Kaufkraft. Lebensmittelläden, Bäcker und Metzger, aber auch Handwerker, wie Friseure und Schuhmacher und auch Gastwirtschaften bestimmten zunehmend das Ortsbild. Die Zahl der steuerpflichtigen Handelsgeschäfte stieg von 90 im Jahre 1950 auf über 150 im Jahr 1960. Die Zahl der Betriebe mit vorwiegend handwerklicher Tätigkeit stieg von 120 auf 150. Gleichzeit erhöhte sich die Wirtschaftskraft der der gewerblichen Wirtschaft. Das Gewerbesteueraufkommen erhöhte sich um den Faktor 10 sich bei gleichbleibendem Hebesatz von 102 035 DM im Jahr 1950 auf 1 220 308 DM im Jahr 1960.

In Folge der deutlich gestiegenen Einnahmen konnte die Gemeinde die Ortsstraßen befestigen und asphaltieren, nachdem man Wasser und Abwasserrohe verlegt hatte. So verschwanden nach und nach die offenen Kandeln und die Misthaufen vor den Bauernhäusern.

Die meisten Ditzinger Familien lebten längt nicht mehr allein von den Erträgen der Landwirtschaft. Ganz aufgeben wollte man die Landwirtschaft noch nicht. 1950 zählte man in Ditzingen noch 155 bäuerliche Betriebe, davon 70 Kleinstbetriebe mit einer bewirtschafteten Fläche von weniger als 2ha. 1960 lebten immer noch 75 Familien vornehmlich von den Erträgen aus der Landwirtschaft. Viele Betriebe wurden im Nebenerwerb betrieben. Nur die größeren Betriebe konnten sich Maschinen leisten. So gehörten die Ochsengespanne noch lange zum Ortsbild wie der Fleckenschäfer, der seine Herde durch den Ort zum Schafstall in der Leonberger Straße führte. Wenn im Herbst die Rübenernte zur Verladestation der Stuttgarter Zuckerfabrik gebracht wurde, standen Ochsengespanne vor der Waage hinter dem Bahnhof in Reih und Glied mit Schleppern, deren Alter nicht selten auf Vorkriegswahre schließen ließ.

Zu den bemerkenswerten Fotos der 50iger Jahre gehören Aufnahmen vom großen Glemshochwasser, das am 27. Juni 1953 große Teile des Ortes erfasste. Nach dieser Erfahrung, die schon Generationen zuvor immer wieder machen mussten, begann man mit dem Glemsausbau, der als „Döbeleskanal“ (benannt nach dem umtriebigen Bürgermeister Rudolf Döbele) in die Geschichte einging. Die Glems wurde im Bereich vom Wehr der Schlossmühle bis zur Schlossmühle vertieft und begradigt. Das Wasser sollte mehr Raum haben und schneller durch den Ort fließen. Weiter wurde der Verlauf des Beutenbachs, der parallel zur Gröninger Straße verlief, verändert und der Zufluss zur Glems in der heutigen Form gebaut.

Ditzingen blieb in den 50iger Jahren im Kern ein Dorf, das in die Landschaft wuchs. Die Infrastruktur mit Schule, Kindergarten und dem Ausbau der Wasser- und Abwasserversorgung wurde so gut es ging den Bedürfnissen der rapide wachsenden Einwohnerzahl angepasst. Erst mit der Aussiedlung der verbliebenen landwirtschaftlichen Betriebe wurde in den 60iger Jahren Platz geschaffen für eine neue Struktur. 1966 wurde Ditzingen mit mehr als 10 000 Einwohnern zur Stadt erhoben.

Die Ausstellung „Ditzinger Ansichten – Die 50iger Jahre“ will diese Entwicklung dokumentieren. Vier großformatige Luftbilder zeigen das wachsende Dorf im Jahre 1954 im Überblick. Mehr als 35 Einzelaufnahmen lenken den Blick auf Detail. Ausgesucht wurden ausschließlich Aufnahmen aus der Zeit.

Bis zum 3. März 2013 ist die Ausstellung während den Öffnungszeiten, Dienstag – Sonntag,

14-17 Uhr zu besichtigen. Vom 24. Dezember 2012 bis zum 5. Januar 2013 bleibt das Museum geschlossen.

Der Eintritt ist frei.

12.11.2012

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