Umsetzung des Gewässerentwicklungsplanes Döbach

Weitere renaturierte Abschnitte am Döbach werden der Natur übergeben

Fließgewässer überziehen als natürliche Lebensadern unsere Landschaft. Dieses Netzwerk steht in vielfältigen ökologischen Wechselbeziehungen mit dem Gelände und den wasserwirtschaftlichen Verhältnissen ihrer Einzugsgebiete. Der Bach und die begleitende Aue bilden dabei eine ökologische Einheit. Eine wesentliche Funktion des natürlichen Beziehungssystems aus Bach und Aue ist die ausgleichende Wirkung auf den Wasserhaushalt. Naturnahe Bäche und Auen verlangsamen den Hochwasserabfluss, vermindern die Hochwasserspitzen und halten das Grundwasser zurück. Naturnahe Bach-Aue-Systeme sind auch Garanten für eine gute Wasserqualität. Hierbei entzieht die Ufervegetation naturnaher Bäche dem Wasser Nährstoffe. Durch im Wasser lebende Mikroorganismen wird das Wasser gereinigt. Nicht zuletzt sind Fließgewässer mit ihren Auen einer der vielfältigsten Lebensbereiche für Tiere und Pflanzen. Auf engsten Raum finden sich sehr unterschiedliche Lebensbedingungen, die durch die natürliche Dynamik des Baches immer wieder erneuert werden. Aus diesen Gründen kann man Fließgewässer als das ökologische Rückgrat der Kulturlandschaft bezeichnen.

Alle die eben beschriebenen Funktionen erfüllte der mit Sohlschalen befestigte Döbach vor der Renaturierungsmaßnahme bislang nicht. Daher hat die Stadt Ditzingen im Jahre 1997 die Erstellung eines Gewässerentwicklungsplanes in Auftrag gegeben. Es galt herauszufinden, welche Abschnitte prioritär und kostengünstig renaturiert werden können. Die Ergebnisse wurden dem Gemeinderat im Jahre 1998 vorgestellt und der Umsetzung der Maßnahmen zugestimmt. Daraufhin wurden für Abschnitte mit hoher ökologischer Priorität Wasserrechtsverfahren durchgeführt und Grunderwerb getätigt.

Im Frühjahr 2001 ist ein erster Abschnitt im Gewann „Lattenäcker“ in Schöckingen naturnah umgestaltet worden. Ab Mitte Mai 2003 konnten nun weitere Abschnitte, die nachfolgend kurz beschrieben werden, angegangen werden. Die Bauarbeiten sind inzwischen beendet.

Oberer Döbachverlauf im Gewann „Hühnerwald/Eulenberg“:
Der Döbach hat in diesem Abschnitt einen Waldbachcharakter. Die schwallartigen Belastungen der Abflussspitzen aus dem Regenüberlaufbecken haben hier bereits zu Erosionserscheinungen und Unterspülungen der Sohlschalen geführt. Neben dem Entfernen der vorhandenen Sohlschalen wurde das Bachbett punktuell eingetieft und verbreitert. Diese Flutmulde, auch Kolksee genannt, dient als Ausuferungsbereich bei Hochwasserereignissen. An einer anderen Stelle wurden die Böschungsbereiche punktuell abgeflacht, so dass das Wasser vermehrt in den angrenzenden Waldbereich fluten und natürlich versickern kann. Beide Maßnahmen führen zu einer Abflachung der schwallartigen Hochwasserspitzen.

Mittellauf des Döbach im Gewann „Zwischen dem Holz“:
Der Döbach verläuft hier in einem schmalen Tälchen direkt neben einem Feldweg. In diesem Abschnitt wurde das Bachbett völlig neu gestaltet. Neben dem Entfernen der Sohlschalen wurden die Böschungsbereiche abwechslungsreich modelliert und naturnahe Gleit- und Prallufer geschaffen. Punktuell wurden in das Bachbett Wasserbausteine eingebaut (Sohlsicherung), die eine unerwünschte Tiefenerosion minimieren sollen.

Die oben genannten Maßnahmen führen zu einem vielfältigen Mosaik an neuen Lebensräumen für an Fließgewässer angepasste Tier- und Pflanzenarten. Insbesondere Klein- und Kleinstlebensräume wie Uferabbrüche und Anlandungen sind wichtige Elemente, ebenso wie eine reichstrukturierte Bachsohle, wechselnde Wassertiefen und unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten. Grundsätzlich ist der Lebensraum für an Fließgewässer vorkommende Tiere und Pflanzen umso größer je mehr innere Oberflächen der Bach durch natürliche oder künstliche Rauhigkeit der Gewässersohle und der Ufer besitzt.

Die neu geschaffenen Uferbereiche sind potentielle Standorte für typische Fließgewässer-Pflanzengesellschaften wie Rohrglanzgras-Röhrichte und Madesüß-Staudenfluren. Die Begrünung dieser Uferbereiche wird der Natur überlassen. Zur Pflanzzeit im Herbst werden zur Sicherung der Ufer abschnittsweise Schwarz-Erlen gepflanzt. Gruppenweise werden einheimische, standortgerechte Wildsträucher und Kopfweiden eingebracht.

An den Kosten der Umgestaltung beteiligt sich das Land Baden-Württemberg zu einem erheblichen Teil. Der städtische Anteil der Naturschutzmaßnahme kann dem Öko-Konto zugeschrieben werden und steht damit als Kompensationsmaßnahme für Eingriffe durch Baugebiete zur Verfügung. Auch in den nächsten Jahren sollen Maßnahmen nach dem Gewässerentwicklungsplan Döbach umgesetzt werden.


Sollten Sie weitere Auskünfte benötigen, wenden Sie sich bitte an die Stadt Ditzingen, Stadtbauamt, Abteilung Grünordnung und Umwelt, Herr Krumrein, Tel.: 164-222; e-mail: krumrein@ditzingen.de





09.07.2003

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