Überwachung der Luftqualität in Ditzingen mit Bioindikator-Pflanzen

Erste Ergebnisse!!
Seit Mitte Juni beteiligen sich die Ditzinger Schulen an einer europaweiten Untersuchung der Luftverschmutzung mit Hilfe von Bioindikator-Pflanzen (EuroBionet). Weitere Partner im Netzwerk sind Barcelona (E), Düsseldorf, Edinburgh (GB), Klagenfurt (A), Kopenhagen (DK), Lyon (F), Nancy (F), Sheffield (GB) und Verona (I).

Bioindikatoren ?!
Bioindikatoren reagieren auf Umweltbelastungen mit messbaren Wirkungen (z.B. Absterben, Zerstörung der Blätter oder auch Anreicherung der Schadstoffe). Pflanzen eignen sich dabei besonders gut zur Überwachung der Luftqualität, da ihre Blätter in intensivem Austausch mit der Umgebungsluft stehen.

Folgende Bioindikator-Pflanzen werden in Ditzingen eingesetzt:
Tabak: Zum Nachweis von Ozonwirkungen auf Pflanzen wird eine empfindliche Tabaksorte verwendet. Die Pflanzen einer Serie werden für jeweils 14 Tage der Umgebungsluft ausgesetzt. Hohe Ozonwerte bewirken starke Blattschädigungen in Form punktförmiger Zerstörungen des Blattgrüns (Nekrosen). Bei sehr hohen Ozonkonzentrationen können auch großflächige Nekrosen auftreten.

Pappel: Ergänzend zum Tabak wird eine ozon-empfindliche Pappelsorte als Langzeitindikator eingesetzt. Die Pappel-„bäumchen“ bleiben während der gesamten Vegetationszeit an den einzelnen Stationen. Hohe Ozonwerte verursachen bei den Pappeln sichtbare Blattschädigungen, vorzeitigen Blattfall und ein verändertes Sprosswachstum.

Graskultur: Die Graskultur dient zum Nachweis von Schwefel und Schwermetallen (Cadmium, Blei, Chrom, etc.) in der Luft. Die Pflanzen werden für 4 Wochen der Umgebungsluft ausgesetzt. Während dieses Zeitraums können sich die Schadstoffe in den Grashalmen anreichern. Das Blattmaterial wird anschließend geerntet und im Labor analysiert.

Das Team in Ditzingen
Station 1: Konrad-Kocher-Schule, Klasse 4b, Betreuung: Fr. Dietze
Station 2: Wilhelmschule, Klasse 8, Betreuung: Hr. Nicolai
Station 3: Schulzentrum Glemsaue, Klasse 5d (Realschule) und Klasse 10b (Gymnasium) Betreuung: Hr. Fleisch, Hr. Schäfer
Station 4: Theodor-Heuglin-Schule, Natur und Technik AG, Betreuung: Hr. Häffelein, Hr. Beesch, Hr. Braig
Station 5: Grundschule Heimerdingen, Klasse 4, Betreuung: Fr. Rünz
Station 6: Firmengelände Trumpf (Autobahn), Betreuung: Universität Hohenheim

Die Aufgabe
Schüler und Lehrkräfte haben im Projekt folgende Aufgaben übernommen:
1. Pflege der Bioindikatorpflanzen (Wasser, Schädlingsbefall etc.)
2. Aufnahme und Bewertung der auftretenden Ozon-Schäden bei Tabak- und Pappelpflanzen, alle zwei Wochen

Erste Ergebnisse
Die hohen Ozonkonzentrationen in den letzten Wochen haben bei den ausgebrachten Tabakpflanzen zu starken bis sehr starken Blattschädigungen geführt.
Im einzelnen sehen die Ergebnisse innerhalb des Ditzinger Messnetzes für den Zeitraum 14.06-26.06 wie folgt aus:
Starke Blattschädigungen (zwischen 31 und 60% der Blattfläche abgestorben) an den Stationen:
Konrad-Kocher-Schule, Wilhelmschule, Schulzentrum Glemsaue und Theodor-Heuglin-Schule.
Sehr starke Blattschädigungen (> 60% der Blattfläche abgestorben) an den Stationen: Heimerdinger Grundschule und Firmengelände Trumpf
Auch die Blätter der ausgebrachten Pappelpflanzen zeigen an allen Standorten schon deutliche Ozonschäden.

Der Schadstoff: Ozon
Ozon entsteht unter starker Sonneneinstrahlung aus Verbrennungsabgasen (Stickstoffoxide, und Kohlenwasserstoffe) und dem Sauerstoff der Luft. Hauptverursacher ist der Kraftfahrzeugverkehr. Hohe Ozonwerte können bei Menschen zu einer Reizung der Augen und der Atemwege und zu Kopfschmerzen führen. Dabei reagieren etwa 10 % der Bevölkerung besonders empfindlich gegenüber Ozon. Diesen Personen wird empfohlen bei Ozonwerten über 180µg/m³ körperliche Anstrengungen im Freien zu vermeiden.

Die Aussichten
Bei Fortbestand des schönen Sommerwetters ist auch weiterhin mit hohen Ozonkonzentrationen (> 100µg/m³) zu rechnen.
Gegenmaßnahmen
Jeder kann einen Beitrag zur Verminderung der Ozonkonzentrationen und der allgemeinen Schadstoffbelastung der Luft leisten:
1. Nach Möglichkeit öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder Fahrgemeinschaften bilden.
2. Bei kurzen Strecken lieber zu Fuß gehen oder das Fahrrad nehmen statt Auto fahren.
3. Beim Neukauf schadstoffarme, sparsame Autos kaufen. Altfahrzeuge mit geregelten Katalysatoren nachrüsten.
4. Die Fahrgeschwindigkeit reduzieren (Tempo 120 statt 150 auf Autobahnen verursacht 50% weniger Stickstoffoxide)
5. Farben, Lacke und Reinigungsmittel ohne organische Lösungsmittel verwenden.
Sollten Sie Fragen oder Anregungen zum Projekt haben, wenden Sie sich bitte an:
Herrn Schühle, Amt für Grünordnung und Umweltschutz, Stadt Ditzingen (Tel. 071567164-218) oder Herrn Ansel, Universität Hohenheim, Insitut 320 (Tel. 0711/ 459-3682)

15.09.2000

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