Zwischen Kommen und Gehen" ... und doch Bleiben ...

Plakat der Ausstellung
"Gastarbeiter“ in Deutschland zwischen 1955 - 1973

Die von SWR-International konzipierte Ausstellung "Zwischen Kommen und Gehen... und doch Bleiben - `Gastarbeiter in Deutschland 1955 - 1973`" dokumentiert die persönlichen Lebenswege der "Gastarbeiter" der ersten Stunde.

Gezeigt werden persönliche Leihgaben der Menschen, die vor einem halben Jahrhundert nur mit einem Koffer aus Italien, Griechenland oder Kroatien nach Deutschland kamen: der Koffer, in dem ein paar Habseligkeiten steckten, ist ebenso zu sehen wie das Brautkleid, die Arbeitserlaubnis oder die erste Lohntüte. Fotos, z.B. von den damaligen Wohnunterkünften ("Baracken") oder der Freizeitgestaltung gehören auch dazu. Erläuterungen über den historischen Hintergrund und die Folgen der Anwerbung runden die Ausstellung ab.
Möglich wurde diese Migration durch die sogenannten Anwerbeverträge - denn Deutschland brauchte Arbeitskräfte: am 20. Dezember 1955 unterzeichneten die Bundesrepublik Deutschland und die Republik Italien das erste Abkommen "Zur Anwerbung und Vermittlung von Arbeitskräften". Diesem folgten Verträge mit Spanien und Griechenland (1960), der Türkei (1961), Portugal (1964), Tunesien und Marokko (1965) sowie Jugoslawien (1968) - bis im November 1973 die Anwerbung für beendet erklärte wurde.

"Gastarbeiter" in Ditzingen

Arbeitskräfte aus dem Ausland waren schon im 19. Jahrhundert in großer Zahl in Ditzingen. Beim Bau der Eisenbahn 1866 bis 1868 schufteten italienische Wanderarbeiter genauso wie als Former in der Ditzinger Ziegelei. Hier war auch Kinderarbeit an der Tagesordnung. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in großer Zahl nach Ditzingen gebracht, um hier bei den Bauern oder bei Industriebetrieben in Stuttgart zu arbeiten.

Die ersten „Gastarbeiter“ kamen 1956 aus Italien nach Ditzingen.

Bis 1964 sind es ca. 300 Einzelpersonen und Familien (insgesamt ca. 500 Personen); meist kommen ganze Familien mit ihren Kindern. Alle erwachsenen Familienmitglieder, auch die meisten Frauen, gehen einer Erwerbsarbeit nach.Viele finden in Ditzingen eine Arbeitsstelle. Die meisten arbeiten in Stuttgart und wohnen in Ditzingen. Größter Einzelarbeitgeber ist die Fa. SEL.

Der Herkunftsort mit den weitaus meisten Nennungen ist das Dorf Montecilfone. Der Ort zählt heute ca. 1500 Einwohner und liegt in der Region Molise in Mittelitalien. Ca. 20 % der italienischen „Gastarbeiter“ in Ditzingen stammen aus diesem Ort.

In Ditzingen herrscht bis Ende der 60er Jahre erheblicher Wohnungsmangel. Die Unterbringung war deshalb ein großes Problem. Manche Firmen mieteten ganze Häuser, um hier ihre Mitarbeiter unterzubringen. Z.T. war die Wohnungssituation so schlimm, dass die Behörden sich zum Eingreifen veranlasst sahen.

Nach 1960 erreichte die Zahl der Zuzüge einen ersten Höhepunkt. Mehr als 100 Familien aus Griechenland und eine größere Anzahl von Familien aus Spanien, Portugal und dem ehemaligen Jugoslawien zogen nach Ditzingen.

Dauer der Ausstellung: 12.10. – 11.11.2012

Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag, 14-17 Uhr

Der Eintritt ist frei.


02.10.2012

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