Über 800 Gäste beim Neujahrsempfang der Stadt Ditzingen

OB Makurath bei der Neujahrsansprache
„Wirtschaftskrise - auch diese Krise geht vorbei, wie alle anderen vor ihr, ob es das Waldsterben, der Feinstaub oder das Rauchverbot in Gaststätten, die Abschaffung der Pendlerpauschale oder ein Vierteljahrhundert Privatfernsehen waren“.

Mit diesen Worten stimmte OB Makurath die zahlreichen Gäste positiv auf das neue Jahr ein und wünschte den Bürgerinnen und Bürgern ein Jahr voll Glück und Zuversicht!


Am 18. Januar 2009 lud Oberbürgermeister Michael Makurath auch in diesem Jahr wieder zum Neujahrsempfang in die Stadthalle ein. Rund 800 Bürgerinnen und Bürger sowie geladene Gäste, darunter Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirchen und örtlichen Institutionen sowie der Verwaltung waren wieder anwesend.

Gespannt warteten sie auf die Neujahrsrede des Oberbürgermeisters. Michael Makurath sprach in humorvoller und unterhaltsamer Weise über die wichtigen Geschehnisse, Entwicklungen, Projekte und Perspektiven Ditzingens, aber auch über landes-, bundes- und europaweite Themen. Im Anschluss an das offizielle Programm nahmen die Gäste auch wieder gerne die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch und zum gegenseitigen Gedankenaustausch wahr.

Neben zahlreichen Ehrengästen waren auch in diesem Jahr wieder die beiden Ehrenbürger unserer Stadt, Oberbürgermeister i.R. Alfred Fögen und der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Firma Trumpf GmbH & Co. KG, Professor Dr. Berthold Leibinger anwesend.

Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang in diesem Jahr durch den Männerchor des Liederkranzes Hirschlanden e.V. angeführt von Chorleiterin Monika Wallner. Begleitet wurden die musikalischen Darbietungen durch Herrn Hanzo Kim am Piano.

Im Rahmen des Neujahrsempfangs wird jedes Jahr eine Gruppe aus dem örtlichen Leben für ihr herausragendes bürgerschaftliches Engagement, welches für das Gemeinwohl eingebracht wird, gewürdigt. So wurde in diesem Jahr die Freiwillige Feuerwehr Ditzingen mit dem Bürgerpreis der Stadt Ditzingen ausgezeichnet.


NEUJAHRSANSPRACHE

Meine sehr geehrten Damen und Herren jeglicher Ehre,

ein herzliches Dankeschön gebührt den Sängern des Liederkranzes Hirschlanden mit ihrem Vorsitzenden Wilfried Haas und ihrer Chorleiterin Frau Monika Wallner.

Begleitet werden Sie am Piano von Hanzo Kim.

Der Liederkranz feiert in diesem Jahr sein 100jähriges Jubiläum und der heutige Auftritt ist so etwas wie der Beginn dieses Festjahres, zu dem wir gratulieren.

Das können wir am heutigen Tag auch zwei Geburtstagskindern, obwohl sie noch keine Hundert geworden sind:
Es sind unsere beiden Stadträte Walter Rüdt und Dieter Schnabel!

Herzlichen Glückwunsch!

Ich freue mich, dass sie alle auch in diesem Jahr wieder so zahlreich zu diesem Neujahrsempfang gekommen sind.

Friedrich Schiller, der vor 250 Jahren in Marbach a.N. geboren wurde, würde möglicherweise fragen „wer zählt die Völker, nennt die Namen / die gastlich hier zusammenkamen?“

Ich tue es nicht und freue mich umso mehr darüber.

Meine Damen und Herren,

wie heißt es im Libretto des gerade gehörten "Im Feuerstrom der Reben" doch so schön:


„Champagner schwemmt mitunter
gar mancherlei hinunter
Drum lassen weise Fürsten
die Völker niemals dürsten!“

Was für eine schöne Überleitung von dieser Operette zu den Dramen der Weltwirtschaft und dem Konjunkturprogramm II der Bundesregierung!

Statt Champagner- ist nun also der Kaufrausch angesagt.

Auch wenn es wohl nur zum Schwips reicht, ist danach ein milliardenschwerer Kater nicht ausgeschlossen.

Gerade sprachen alle noch vom ersten Bundeshaushalt ohne Nettoneuverschuldung, nun steht die höchste Neuverschuldung seit Bestehen der Republik bevor.

Umso wichtiger ist es, dass mit diesen Programmen auch eine Verpflichtung zur Tilgung und künftigen Schuldenbegrenzung verbunden wird.

Das Jahr 2008 wird als Beginn der Wirtschaftskrise in bleibender Erinnerung bleiben.

Das Ungewöhnliche an dieser Krise ist, dass sie fast zeitgleich alle Märkte der Welt erfasst hat.

Die globale Arbeitsteilung, nach der Europa exportiert, Asien finanziert und Amerika konsu-miert, funktioniert plötzlich nicht mehr.

Dass Länder, die so stark vom Export leben, wie Deutschland und Baden-Württemberg, hiervon in besonderer Weise betroffen sind, liegt auf der Hand.

Und ganz unbeteiligt waren wir ja auch nicht.

Denn hätten unsere deutschen Großbanken nicht so viele amerikanische Papiere gekauft, hätten nicht so viele Amerikaner deutsche Mercedes, BMWs und Porsches kaufen können.

Der Unternehmer Robert Bosch hat einmal gesagt, dass, wenn man die Wahl hat, man lieber Geld verlieren solle als Vertrauen.

Die Investmentbanker haben es geschafft, beides in einem bis dahin unvorstellbaren Maße zu verlieren.

Die großen Banken der Welt sitzen auf ihren faulen Papieren und trauen einander nicht mehr über den Weg.

Die Staaten der Welt sind mit ihren Notenbanken so über Nacht zu Ausfallbürgen dieser Krise geworden und haben das Schlimmste verhindert.

Die Katastrophe ist abgewendet, aber eine schwierige Krise bleibt es trotzdem.

I.

Meine Damen und Herren,

Die Bundeskanzlerin und der Bundespräsident haben uns zum Jahreswechsel darauf eingestimmt, dass 2009 kein einfaches Jahr werden wird und damit haben sie wohl recht.

Aber 60 Jahre nach der Verkündung unseres Grundgesetzes, das wir am 24.Mai feiern, können wir Vertrauen zu unserem Staat haben.

Die Regierung hat schneller und geschlossener auf die Situation reagiert, als dies immerhin 15 Wahlen, die bevorstehen, eigentlich hätten erwarten lassen.

Die relative Gelassenheit, mit der die Bürger die Entwicklungen bisher beobachten, rührt auch daher, dass wir uns in den letzten 60 Jahren mit der sozialen Marktwirtschaft angefreundet haben.

Es ist eben ein bisschen wie beim Achterbahnfahren: Die Insassen vertrauen darauf, dass es nach jeder Sturzfahrt auch wieder nach oben geht und das die Bahn so konstruiert ist, dass möglichst wenige hinaus fallen.

Dazu kommt, dass Deutschland nach Ansicht von Wirtschaftsexperten die wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft in Europa ist.

Das ist auch in einer Krise ein Vorteil und einer, der das besonders gut beurteilen kann, ist der Vorsitzende des Aufsichtsrats der TRUMPF-Gruppe, unser Ehrenbürger Prof. Berthold Leibinger, den ich sehr herzlich begrüße!

Auch Ihnen dürfen wir zu einer Ehrung gratulieren: Das Handelsblatt hat Sie vor wenigen Tagen als einen der ersten in die Ruhmeshalle des deutschen Unternehmertums berufen!

Herzlichen Glückwunsch!

Wie eng Staat und Wirtschaft verbunden sind, kann man am besten auf der Ebene der Gemeinden beobachten.

Geht es der Wirtschaft gut, profitieren über die Gewerbesteuer auch die Gemeinden und können in den Standort und seine Infrastruktur investieren, wovon auch die Wirtschaft wie-der etwas hat.

Einer, der diese enge Verbindung über Jahrzehnte erlebt und dabei das Gesicht Ditzingens geprägt hat, ist unser Ehrenbürger, Alt-Oberbürgermeister Alfred Fögen, den ich heute mit seiner Frau herzlich bei uns begrüße!

Meine Damen und Herren,

anstelle von Deregulierungsfantasien erlebt gerade Vater Staat eine Renaissance und manche meinen sogar schon wieder, dass er alles und vor allem besser kann.

Zumindest die Geschehnisse bei den Staatsbanken IKB, KfW und den Landesbanken sollten die diesbezügliche Euphorie doch etwas dämpfen.

Das 20jährige Jubiläum des Mauerfalls am 09. und 10. November ist ein guter Grund, zuversichtlich nach vorne zu blicken und auf Demokratie, Freiheit und Marktwirtschaft zu vertrauen.

Hier ist in den letzten zwei Jahrzehnten frei nach Willi Brandt zusammengewachsen, was zusammengehört und auch immer mehr Landschaften kommen zur Blüte.

Dass der Erblastentilgungsfonds mit den finanziellen Verbindlichkeiten der ehemaligen DDR von über 170 Milliarden Euro in diesem Jahr vollständig abbezahlt ist, macht Hoffnung.

Zumindest die Jüngeren unter uns werden deshalb auch noch erleben, dass der Finanzkrisenfonds getilgt werden wird.

Unsere amerikanischen Freunde haben uns im abgelaufenen Jahr auch positiv überrascht, als sie Barack Obama zu ihrem neuen Präsidenten gewählt haben.

In zwei Tagen wird er in sein neues Amt eingeführt und schon mit fast messianischen Erwartungen überzogen.

Hoffen wir, dass mit ihm wenigstens die wichtigen globale Themen der Zukunft wie der Klimaschutz und die Regulierung der Finanzmärkte positiv voran gebracht werden können.

Denn der internationale Finanzsektor benötigt ein neues Regelwerk und eine klare Ausrichtung.

Bankgeschäfte müssen wieder so werden, wie der gute deutsche Bausparvertrag: Langfristig angelegt, langweilig und bombensicher.

Die Europäische Union als Wirtschafts- und Staatengemeinschaft ist hier ebenfalls gefordert.

10 Jahre nach dem Vertrag über die Wirtschafts- und Währungsunion, der Geburtsstunde des EURO, ist die Gemeinschaftswährung auch in der Krise so attraktiv, dass sogar in England über den Euro diskutiert wird, auch wenn es noch ein weiter Weg bis dahin ist.

Ich freue mich, dass heute mit unserem Europa-Abgeordneten Rainer Wieland ein Berufseuropäer und Experte für dieses Thema unter uns ist.

Seien Sie herzlich willkommen!

II.

Für unsere Stadt war das vergangene Jahr noch einmal ein sehr gutes.

Die finanzielle Situation ist beruhigend, wir haben keine Schulden im städtischen Haushalt und die Bankverbindlichkeiten in unseren Eigenbetrieben konnten weiter reduziert werden.

Deshalb können wir trotz spürbar sinkender Einnahmen auch im Jahr 2009 noch immerhin 18 Mio. € investieren.

Nicht auf Pump, sondern aus den Rücklagen der Stadt, die nicht bei Lehman Brothers, sondern bei Volksbank und Kreissparkasse seriös, gut und sicher angelegt sind.

II.1

Mit dem Baubeginn für die Südostumfahrung Schöckingen ist 2008 ein langersehntes Ziel erreicht worden, wofür wir dem Land Baden-Württemberg sehr dankbar sind.

Die Feldwegebrücke ist bereits fertig und sobald es das Wetter zulässt, wird mit dem Straßenbau begonnen, sodass die Umfahrung Ende 2009 in Betrieb gehen kann.

Auch die Straßenbauarbeiten in der Ortsmitte Hirschlanden und für den Kreisverkehr am Knoten Gröninger- und Münchinger Straße in Ditzingen werden in diesem Jahr zu Ende geführt.

II.2

Die Entwicklung im Sanierungsgebiet Stadtmitte Ditzingen geht gut voran.

Nach der Neugestaltung der Bauernstraße im letzten Jahr, hat der Gemeinderat nach intensiven Diskussionen auch grünes Licht für den Bau der „Glemsterrassen“ gegeben.

Zwischen Bauern-, Glems- und Vorhofstraße wird ein zusammenhängender Grünbereich mit Bezug zur Glems gestaltet, der sowohl Hochwasserschutz und Parkplätze erhält, als auch zur Aufwertung der Innenstadt beitragen wird.

Mit dem Umbau wollen wir im zweiten Halbjahr 2009 beginnen.

II.3

Die Sanierung unseres Hallenbades wird im Jahr 2009 mit einem zweiten Bauabschnitt fortgeführt.

In einem Erweiterungsbau wird für Familien mit kleinen Kindern ein eigenes Wasserbecken geschaffen und im Obergeschoss ein attraktiver Saunatrakt eingebaut.

Ich denke, dass unser Hallenbad auf diesem Wege deutlich an Attraktivität gewinnen und ein Anziehungspunkt für die Stadt werden wird.

Wer weiß, vielleicht steigen sogar die Preise für die Grundstücke mit Sichtbeziehung zum Saunagarten!

Für Heimerdingen bedeutet die Fertigstellung der neuen Sporthalle im Sommer des Jahres einen besonderen Höhepunkt.

Lange erwartet, entsteht hier in baulicher Verbindung mit der Grundschule eine moderne Turn- und Sporthalle mit Räumen für die offene Jugendarbeit und eine Schulaula.


II.4

Auch die Einzelhandelssituation steht weiter im Vordergrund.

Eine Stadt mit niedriger Kaufkraftbindung muss das Einkaufsangebot vergrößern.

Allerdings dort, wo es hingehört, nämlich im Stadtkern.

Deshalb geht nicht noch mehr Aldi im Gewerbegebiet Ost und deshalb auch die Bitte an unsere Nachbarstadt, in Höfingen nur so groß bauen zu lassen, wie das nach dem Regionalplan auch zulässig ist.

Dafür gibt es nach dem Motto „Mehr NETTO für alle“ seit Ende letzten Jahres wieder eine Lebensmittelversorgung in Heimerdingen.

Und auch hier in der Stadtmitte Ditzingen geht es einen Schritt weiter.

Für die Grundstücke Marktstraße 28/30 liegt ein Baugesuch für ein Wohn- und Geschäftshaus vor, mit dessen Bau in diesem Jahr begonnen werden soll.

Wir hoffen, damit noch mehr Frequenz und Nachfrage in das „Königsträßle“ des Strohgäus zu bringen.

Ich freue mich, dass es auch gelungen ist, das Grundstück des Einkaufsmarktes in der Leonberger Straße zu erwerben.

Sie werden die Gemeinderäte aber nicht an der Kasse antreffen.

Vielmehr soll in den kommenden Monaten über einen Bebauungsplan die Grundlage für eine Neubebauung geschaffen werden.

Speziell das Lebensmittelangebot soll durch einen Vollsortimenters deutlich vergrößert und verbessert werden.

Wenn alles so läuft, wie geplant, wird die Einkaufssituation dann ab Ende 2010 deutlich bes-ser sein.

Und auch wenn man den Tag nicht vor dem Abend loben soll: In die Verhandlungen über den Erwerb des Bahnhofsgeländes ist Bewegung gekommen.

Deswegen rufen wir jetzt nicht Ditzingen 21 aus, aber diese Flächen sind durchaus von Bedeutung für die künftige Entwicklung der Stadt, sodass wir den Zugriff darauf sichern wollen.

III.

Während wir am Ditzinger Bahnhof noch warten, ist die Strohgäubahn in Heimerdingen schon eingefahren.

Man mag sich wundern, aber es hat sogar einer Intervention des Ministerpräsidenten bedurft, um das Gezerre um dieses Bähnle zu beenden.

Das war gut so, weil man auch sterben kann, wenn die Helfer sich streiten, wer das Pflaster aufkleben darf.

Nun ist es so, dass die Gemeinden an der Strohgäubahn mit dem Landkreis Ludwigsburg den Streckenabschnitt zwischen Heimerdingen und Korntal finanzieren.

Für die Weiterfahrt nach Feuerbach kooperieren wir mit dem Verband Region Stuttgart, der hier seinen Finanzierungsbeitrag einbringt.

Und die Gemeinde Weissach und der Landkreis Böblingen entscheiden schließlich, ob Heimerdingen End- oder Durchgangsbahnhof nach Weissach wird.

Ich freue mich, dass wir zwischen Landkreis und Kommunen eine für beide Seiten vertretbare Kostenteilung hin bekommen haben.

Dafür herzlichen Dank an die anwesenden Kreisrätinnen und Kreisräte und bestellen sie auch dem Herrn Landrat schöne Grüße: Er hat gut verhandelt!

Und auch die heute anwesenden Regionalräten möchte ich um ihre Unterstützung bitten.

Diese Lösung ist die Beste unter den geltenden gesetzlichen Bestimmungen.

Alles andere hätte bedeutet, die Bahn auf dem Altar verkehrspolitischer Visionen zu opfern.

Die Auseinandersetzung über die Zuständigkeiten im Schienenverkehr muss im Landtag geführt werden und ich freue mich, dass ich unseren Landtagsabgeordneten Wolfgang Stehmer mit seiner Frau bei uns begrüßen kann.

Immerhin 30 Mio € werden in den nächsten 3 Jahren in die Strecke und neue Fahrzeuge investiert.

Ich hoffe, dass die Landeszuschüsse für dieses kleine Konjunkturprogramm rasch fließen werden, damit die Kommunen nicht lange vorfinanzieren müssen.

IV.

Nicht nur schwitzende Eisbären, sondern auch das bald alljährliche russisch-ukrainische Wintertheater über Gaslieferungen zeigen, wie wichtig das Thema Energie und Klimaschutz ist.

Die beste Energie ist dabei die, die wir einsparen.

In diesem Jahr wollen wir deshalb die Einrichtung eines Nahwärmenetzes im Bereich des Schulzentrums Glemsaue und darüber hinaus konkret angehen.

Alle 20 Jahre steht auch die Frage an, ob die Stadt die Energieverteilungsnetze in ihrem Gebiet selbst übernimmt oder dafür eine Konzession an ein Versorgungsunternehmen, wie z.B. die EnBW vergibt.

2009 steht diese Frage für das Gasnetz und im Jahr 2012 für das Stromnetz an.

Viele Kommunen, auch in unserer Größe, machen mit leistungsfähigen Stadtwerken gute Erfahrungen.

Wenn es also eine Lösung gibt, die für die Gasnutzer keine Nachteile und für die Stadt Vorteile gegenüber einer Konzessionslösung bringt, dann sollte diese gewählt werden.

Mit der Unterhaltung und dem Betrieb der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung haben unsere Stadtwerke ja bereits lange Erfahrungen, an die angeknüpft werden könnte.

Apropos Abwasserbeseitigung,

erfreulicherweise konnten wir in unseren Gesprächen mit der Landeshauptstadt Stuttgart erreichen, dass die Pläne für den Neubau der Kläranlage Ditzingen aufgegeben worden sind.

Diese Investition von über 40 Mio € hätte einen Anstieg der Ditzinger Abwassergebühren um über 80 Cent pro qbm nach sich gezogen.

Nun wird ein Konzept erarbeitet, mit dem die Anlage mit deutlich geringeren Kosten saniert werden kann.

Bis diese Lösung gefunden ist, können wir die Abwassergebühr im Jahr 2009 sogar um 8 Cent pro qbm senken.

Die Wasserenthärtungsanlage für den Stadtteil Ditzingen ist 2008 ohne Probleme in Betrieb gegangen und macht das Wasser sogar noch weicher, als ursprünglich gedacht.

Das Wasserwerk muss jetzt mit Bodenseewasser sogar aufhärten.

Nur noch der Stadtteil Heimerdingen wird über die Strohgäuwasserversorgung mit dem guten, aber harten Wasser aus der Quelle im Strudelbachtal versorgt.

Ein hoher Mineralgehalt und 20° dH unterstützen zwar den Knochenbau, aber sie verkürzen die Lebensdauer der Waschmaschinen und Installationen!

Der Schlüssel zu einer Reduzierung der Wasserhärte liegt in der Antwort auf die Frage, wie es mit der Strohgäuwasserversorgung in der Zukunft weitergeht.

Mit diesem Thema setzt sich der Verband auf unsere Bitte hin auseinander, weil das von ihm gelieferte Wasser mittlerweile fast doppelt soviel kostet, wie das aus dem Bodensee.

Die Frage ist deshalb, ob es zu dem bisherigen Betrieb Alternativen gibt, die vorteilhafter für den Verbraucher sind, ohne die Versorgungssicherheit durch das eigene Wasservorkommen im Strudelbachtal aufzugeben.

Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr Antworten erhalten.

V.
Ditzingen soll für junge Familien interessant bleiben.

Wir haben deshalb ein Förderprogramm aufgelegt, das hilft, die finanziellen Hürde beim Erwerb von Wohneigentum zu senken.

Für jedes Kind unter 14 Jahren können Familien beim Kauf einer Immobilie einen Zuschuß von 10.000 € bekommen, wenn sie die Bedingungen der LAKRA einhalten.

Für 24 Kinder wurde das Programm bereits genutzt und andere Kommunen haben es bereits übernommen – ein gutes Zeichen!

Meine Damen und Herren,

um wichtige Weichenstellungen geht es in den nächsten Jahren auch bei den Themen Betreuung und Bildung.

Bis zum Jahr 2013 sollen nach dem Willen des Bundes für 30 Prozent der unter dreijährigen Kinder ein Betreuungsplatz angeboten werden.

Sehr aufwendig ist dabei besonders die Betreuung der ganz kleinen Kinder zwischen 0 und 2 Jahren.

Die Stadt baut gerade für diese Altersgruppe auch auf die Tagesmütter.

Durch einen Zuschuss stellen wir deshalb seit diesem Jahr sicher, dass die Tagesmutter für Eltern nicht teurer ist, als ein Platz in einer unseren Einrichtungen.

Zur Wahlfreiheit gehört aber auch, dass im Gebäude hinter dem Schloss die erste Ditzinger Kinderkrippe "Schloss Naseweis" in Betrieb gegangen ist.

Die in Kindergartenbereich erprobte Kooperation bei Belegplätzen für Beschäftigte der Fa. TRUMPF führen wir dabei auch hier weiter.

Diese 35 Plätze werden jedoch nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken.

In den nächsten zwei Jahren wollen wir deshalb auch die Planung eines neuen Kinderhauses für Kinder im Alter zwischen 0 und 10 Jahren in der Stadtmitte vorantreiben.

VI.

Während bei den ganz Kleinen der Rückgang der Kinderzahlen durch neue Betreuungsangebote mehr als kompensiert wird, ist die Lage bei den Schulen komplizierter.

Hier nimmt die Zahl der Grundschüler ab und wir haben in den zwei Grundschulen des Stadtteils Ditzingen Verteilungsprobleme.

Dazu kommt, dass die neuen Hauptschulen Realschule und Gymnasium heißen, weil zum Teil 80 Prozent eines Grundschuljahrganges an diese Schularten empfohlen werden.

Trotz der Heimerdinger Hauptschüler, die seit diesem Jahr in Hirschlanden eingeschult werden, sind beide Hauptschulen der Stadt nur noch einzügig.

Realschule und Gymnasium im Schulzentrum leiden dagegen unter Raumnot.

Die schulpolitischen Vorgaben des Landes bieten derzeit nur eine begrenzte Orientierungshilfe.

Einerseits werden Kooperationen zwischen Haupt- und Realschulen gesucht und andererseits sollen Hauptschulen nur noch zweizügig als Werkrealschule geführt werden.

Ich will heute keine Diskussion über die Gliederung des Schulwesens anfangen, weil man sich dabei manchmal vorkommt, wie wenn man mit einem Hindu über das Kastenwesen streitet.

Aber es gibt unter den Ländern der Bundesrepublik nicht nur aus demographischen Gründen einen klaren Trend hin zur Zweizügigkeit, d. h. zu einer Kooperation der Haupt- und Realschulen.

Dem werden wir uns nicht völlig entziehen können, zumal die letzten PISA-Vergleiche gezeigt haben, das diese Systeme das baden-württembergische erreicht und zum Teil überholt haben.

Für Ditzingen haben die Schulleitungen und die Elternvertretungen der Schulen unter externer fachlicher Begleitung an einen Vorschlag für die Schulentwicklung der Zukunft gearbeitet.

Im Mittelpunkt steht dabei eine bauliche Erweiterung im Schulzentrum Glemsaue, um den beiden Grundschulen, der Förderschule und einer zweizügigen Werkrealschule dort Platz zu schaffen.

Dieser Ansatz hat den Gemeinderat überzeugt und wird nun durch ein Architekturbüro auf Machbarkeit untersucht.

Eine Alternative, die die zweizügige Werkrealschule in Hirschlanden vorsieht, wird auf Wunsch des Gemeinderates parallel untersucht.

Die große Lösung hat für mich den Charme, dass ein solches Schulzentrum gegen demographische Veränderungen und die Wechselfälle der zukünftigen Schulpolitik gewappnet wäre.

Im Grunde würde etwas entstehen, was im näheren Umfeld bereits seit langem existiert und die dortigen Schulen, wie z.B. in Marbach nicht davon abhält, sich bundesweit zu profilieren.

Meine Damen und Herren,

die Vorstellung, Schulen zusammen zu legen und traditionelle Schulstandorte zu räumen, hat eine intensive Diskussion erzeugt und sie wird den weiteren Prozess auch begleiten, was gut so ist.

Positiv hervorheben möchte ich die konstruktive Zusammenarbeit mit den Schulleitungen und Elternvertretungen.

Das ist nicht selbstverständlich und ich danke stellvertretend für alle Beteiligten unserem geschäftsführenden Schulleiter, Herrn Manfred Brech und dem Gesamtelternbeiratsvorsitzenden, Herrn Robert Jass dafür.

Ich freue mich, dass auch die Leiterin des nun wieder aus dem Landratsamt ausgegliederten Staatlichen Schulamtes, Frau Gabriele Traub, heute nach Ditzingen gekommen ist.

Wir werden auch im neuen Jahr in dieser Sache wieder einen engen Kontakt zu ihrem Amt halten und ich danke schon heute für die Unterstützung.

VII.

Aber nicht nur für die jungen Menschen bewegt sich etwas.

Das breite Angebot unserer Ditzinger Sozialstation findet zunehmend auch Interesse in anderen Kommunen.

Weil die Sozialstation aus rechtlichen Gründen nur in Ditzingen tätig sein kann, haben wir eigens eine gemeinnützige GmbH, die SO.DI Pflege und Betreuung gGmbH ins Leben gerufen.

Geschäftsführer ist mein Kollege Ulrich Bahmer und es gibt fast nichts, was die SO.DI rund um Pflege und Haushalt nicht kann.

Probieren Sie es aus, wenn Sie Unterstützung benötigen!

Auch die Nachfrage nach betreuten Wohnungen im Verbund mit einem Pflegeheim nimmt zu.

Sowohl das Haus Friedericke in Ditzingen, als auch das Haus Guldenhof in Hirschlanden werden ihre Gebäude und ihr Angebot erweitern, um diesen Bedarf decken zu können.

Ein herzlicher Gruß gilt Herrn Michael Brenner vom Altenhilfezentrum Gerlingen und Herr Harald Wundel vom Philadelphia-Verein.

Wir freuen uns über diese Investitionen in die soziale Infrastruktur unserer Stadt.

VIII.

Meine Damen und Herren,

in diesem Jahr stehen wieder eine Reihe von Wahlen an.

Superwahltag ist der 07. Juni: An diesem Sonntag finden die Wahlen zum Europäischen Parlament, zur Regionalversammlung, zum Kreistag und natürlich die Ortschafts- und Gemeinderatswahlen statt.

Das stellt die am 27. September folgende Bundestagswahl fast in den Schatten.

Bei der Gemeinderatswahl erwartet sie in diesem Jahr eine wichtige Änderung, weil der Gemeinderat die unechte Teilortswahl abgeschafft hat.

Diese unechte Teilortswahl hatte gewisse Parallelen mit den toxischen Produkten der Banken: Sie ist einem Laien kaum zu erklären und enthält für den Wähler, der nur alle 5 Jahre damit befasst ist, schwer erkennbare Fehlerquellen.

Sie führt in der Regel auch zur Vergrößerung der Gremien, aber das kann man nicht mit der Blasenbildung der Märkte vergleichen.

Die Stimmzettel werden jedenfalls künftig leichter überschaubar sein, weil sie keine Unterteilung nach Ortsteilen mehr haben.

Entscheidend ist nicht mehr, wo jemand wohnt, sondern ob die Wähler ihm oder ihr zutrauen, ihre Interessen gut zu vertreten.

Meine Damen und Herren,

wir leben in spannenden Zeiten und vielleicht haben sie sich ja auch schon mal über Politik oder Politiker aufgeregt?

Jetzt ist die Gelegenheit, etwas zu ändern und aktiv Einfluss zu nehmen.

Ich möchte sie deshalb ausdrücklich ermuntern, sich als Kandidatin oder Kandidat, aber in jedem Fall durch die Abgabe Ihrer Stimme an diesen Wahlen zu beteiligen.

IX.

Meine Damen und Herren,

„Wer auf Geld baut, baut auf Sand“ so hat Papst Benedikt XVI. Stellung zur internationalen Finanzkrise genommen.

Das tröstet zwar nicht, wenn man ein Konto in Island hat, aber es erinnert uns daran, dass es Werte gibt, die wesentlich wichtiger als Geld sind.

Ein tolles Signal haben die Verbandsliga-Fussballer unserer TSF Ditzingen gegeben, die ohne Geld weiter kicken, weil Ihnen die Freude am Spiel und die Kameradschaft wichtiger sind.

Oder die Hauptschulpaten und die Bürgerstiftung, die junge Menschen in der schwierigen Phase des Übergangs in Lehre und Beruf ehrenamtlich begleiten.

Der wahre Wert unserer Gesellschaft sind die ehrenamtlich Tätigen in unseren Vereinen, in den Kirchen, in der Nachbarschaftshilfe, in Feuerwehr und DRK und vielen anderen Organisationen, die jeden Tag für andere da sind.

Deshalb können wir zuversichtlich sein!

Auch diese Krise geht vorbei, wie alle anderen vor ihr, ob es das Waldsterben, der Feinstaub oder das Rauchverbot in Gaststätten, die Abschaffung der Pendlerpauschale oder ein Vier-teljahrhundert Privatfernsehen waren.

In diesem Sinne wünschen meine Frau und ich Ihnen ein gutes neues Jahr voll Glück und Zuversicht!

19.01.2009

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