Gewässer- und Auenentwicklung an der Glems im Gewann Oberes Tal in Ditzingen im Rahmen des E E -Hauptvorhabens Glems

Anfang Dezember wurden die letzten Arbeiten zur Fertigstellung des Projektes „Gewässer- und Auenentwicklung an der Glems im Gewann Oberes Tal in Ditzingen“ abgeschlossen.

Bei einem Ortstermin am 4. Dezember 2003 wurde auch im Namen der Geschäftsleitung des Gesamtprojektes E E-Hauptvorhaben der Stadt Leonberg der offizielle Abschluss sowie die Vorstellung dieses beispielhaften Naturschutzprojektes durch Oberbürgermeister Michael Makurath vorgenommen.

Nach einer gemeinsamen Begehung der umgestalteten Abschnitte des Glemsmutterbettes und des Mühlkanals sowie der Erläuterung der erfolgten Maßnahmen zur Gewässer- und Auenentwicklung wurde durch Setzen eines Regulierbalkens im Bereich der letzten Teilrampe das im Rahmen des E E-Hauptvorhabens Glems initiierte Projekt offiziell fertiggestellt.

Zielsetzung des E E – Hauptvorhabens

1989 wurde das Gewässersanierungsprogramm Glems des Landes Baden-Württemberg beschlossen. Infolge dessen haben die Glemsrainergemeinden Leonberg, Markgröningen, Korntal-Münchingen, Hemmingen, Gerlingen und Ditzingen sowie die Landkreise Böblingen und Ludwigsburg mit dem E E – Hauptvorhaben ein stadt- und landkreisübergreifendes Naturschutzprojekt unter der Projektleitung der Stadt Leonberg ins Leben gerufen. Das interkommunale E E – Projekt wird mit Finanzmitteln des Bundesamtes für Naturschutz sowie des Landes Baden-Württemberg gefördert. Zielsetzung des Hauptvorhabens ist es, die kleinräumige Betrachtungsweise bei der Durchführung von Naturschutzmaßnahmen an der Glems durch ein einheitliches Vorgehen abzulösen. Die finanzierungsrelevanten Besonderheiten und Wirkungen mit der Stadt Ditzingen als Baulastträger (Einzelvorhaben Oberes Tal) und das alle Glemsanrainer gemeinsam betreffende Flussgebietsmanagement bedingen unterschiedliche vertragliche Regelungen öffentlich-rechtlicher Natur. Die interkommunale Zusammenarbeit unter der geschäftsführenden Leitung (Projektleitung der Stadt Leonberg) wurde in einem bilateralen öffentlich-rechtlichen Vertrag der Stadt Ditzingen sowie den weiter betroffenen Glemsanrainergemeinden geregelt. Die gemeinsame Vertragsunterzeichnung erfolgte am 19. März 2002.

Zur Erprobung dieser neuartigen Vorgehensweise wurde als erste zusammenhängende Maßnahme das Einzelvorhaben „Gewässer- und Auenentwicklung an der Glems im Gewann Oberes Tal in der Baulastträgerschaft der Stadt Ditzingen umgesetzt. Die Gesamtkosten dieses Teilprojektes, welches vom Bund und vom Land Baden-Württemberg gefördert wird, belaufen sich auf ca. 109.000 €. Nach Abzug der Bundes- und Landeszuschüsse betragen die anteiligen Restkosten der Stadt Ditzingen rd. 7.500 €.

Projektbeschreibung

Das naturschutzorientierte Projekt umfasst einen ca. 750 m langen Auenabschnitt der Glems und des Mühlkanals bei der Talmühle. Das dort einstmals aus dem Taltiefpunkt verlegte Glemsbett hat sich im Laufe der Jahre zu einer gewässerökologischen Bereicherung entwickelt, da hier im Gegensatz zu den sonst feinkörnigen Solsubstraten grobes steiniges Material vorhanden ist. Die Gehölzgalerie sowie die extensiv bewirtschafteten Grünlandflächen sind von sehr hoher Wertigkeit für die Entwicklung von Arten- und Biotopschutzmaßnahmen.

Der Mühlkanal der Talmühle verläuft heute am linken Talrand, teilweise im historischen Glemsbett. Aufstau und Abzweigung des Mühlkanals erfolgt über ein ca. 15 m langes Wehr mit ca. 60 cm Stauhöhe. Bei Niedrigwasserzeiten wurde das gesamte Wasser der Glems in den Mühlkanal ausgeleitet. Eine ökologisch durchgehende Verbindung der Gewässerorganismen war nicht gegeben.

Mit der Umsetzung dieser Maßnahme wurde die Wiederherstellung der gewässerökologischen Durchgängigkeit mit einer konstanten Wassermenge für Fische ermöglicht. Außerdem sind auch die Weichen gestellt für die Entwicklung von Feuchtgrünland und Auwald im Talbereich. Die Überbrückung des Wehrkörpers erfolgt über eine flach geneigte Rampe, welche die Mindestwassermenge auf kleiner Breite zusammenführt, sodaß stets für eine ausreichende Wassertiefe für alle Gewässerorganismen gesorgt ist. Das bestehende Glemsmutterbett wurde mit verschiedenen Bauweisen des naturnahen Wasserbaues optimiert, um dadurch für alle Lebewesen verbesserte Existenzbedingungen zu ermöglichen. Zur Wiedervernässung des neuen Auenwaldes und der Feuchtgrünflächen ist ein häufiger Austritt des Wassers aus dem Glemsmutterbett erforderlich. Hierfür wurden drei unterschiedlich hohe Uferabflachungen erstellt, damit nacheinander immer größere Flächen überströmt und vernässt werden können.

Die Auenwaldentwicklung entlang der Gewässerstrecken erfolgt mittels Eigenentwicklung und biologischer Impfung durch Einpflanzen von Vegetationsstücken aus Naturbeständen von naheliegenden Auenwaldflächen. Die zwischen den Auenwaldbereichen liegenden Feuchtgrünflächen werden ebenfalls durch extensive Nutzung eigenständig entwickelt. Eine wissenschaftliche Begleituntersuchung der Universität Freiburg wird den Erfolg der Maßnahme über die nächsten Jahre dokumentieren.

Die Schwerpunkte des Projektes nochmals zusammengefasst:
- Herstellung der Durchgängigkeit der Glems

- Teilweise Entfernung der Dämme

- Umwandlung von Acker- in Grünland, Feuchtgrünland und Auewald



05.12.2003

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