Über 800 Gäste beim Neujahrsempfang der Stadt Ditzingen

OB Makurath bei seiner Neujahrsansprache
In einer humorvollen und unterhaltsamen Ansprache ließ Oberbürgermeister Makurath das vergangene Jahr Revue passieren und gab einen Ausblick auf die wesentlichen Aufgaben, die im neuen Jahr auf die Stadt zukommen

Ditzingen ist lebendig – Ditzingen wächst weiter – insgesamt war für Ditzingen das Jahr 2006 ein gutes Jahr – Ditzingen kann auch 2007 optimistisch in die Zukunft blicken.

Wieder großer Andrang herrschte am vergangenen Sonntag beim Neujahrsempfang der Stadt Ditzingen, zu dem Oberbürgermeister Makurath eingeladen hatte. Rund 800 Bürgerinnen und Bürger sowie geladene Gäste, darunter Vertreter aus Politik und Wirtschaft, der Kirchen sowie der Verwaltung waren gekommen, um zu hören, was der Oberbürgermeister in seiner Einstimmung auf das neue Jahr über die wichtigen Geschehnisse, Entwicklungen, Projekte und Perspektiven Ditzingens, aber auch darüber hinaus zu landes-, bundes- und europaweiten Themen zu sagen hatte. Gut gelaunt und positiv gestimmt nahmen die anwesenden Gäste auch wieder gerne die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch und zum gegenseitigen Gedankenaustausch wahr. Neben zahlreichen Ehrengästen waren auch in diesem Jahr wieder die beiden Ehrenbürger der Stadt, Oberbürgermeister i.R. Alfred Fögen und der Vorsitzende der Aufsichtsgremien der TRUMPF-Gruppe, Prof. Dr. Berthold Leibinger mit seiner Tochter, Frau Dr. Leibinger-Kammüller, Geschäftsführerin der Firma TRUMPF GmbH & Co. KG beim Neujahrsempfang anwesend.

Mit hervorragenden Darbietungen wurde die Veranstaltung in diesem Jahr durch den Musikverein Stadtkapelle Ditzingen e.V. unter der Leitung von Dirigentin Heidi Maier musikalisch umrahmt.

Auch ist es schon zur guten Tradition geworden, im Rahmen des Neujahrsempfanges Persönlichkeiten und Gruppen aus dem örtlichen Leben für ihr herausragendes bürgerschaftliches Engagement, welches für das Gemeinwohl unserer Stadt eingebracht wird, zu würdigen. So wurde in diesem Jahr die Initiative „Ditzinger Tafel – Strohgäuladen“ mit dem Bürgerpreis der Stadt Ditzingen ausgezeichnet.

Elisabeth Gyarmathy aus Gyula wurde für ihr besonderes Engagement um die Förderung der Städtepartnerschaft mit der Stadt Gyula durch eine Ehrenurkunde und Medaille gewürdigt.


Nachfolgend die Ansprache des Oberbürgermeisters im Wortlaut.


Sehr geehrte Damen und Herren jeglicher Ehre,

I.

am Anfang dieser Rede muss ich einer traurigen Pflicht nachkommen und Ihnen mitteilen, dass am 16. Januar der langjährige Bürgermeister Heimerdingens und frühere 1. Beigeordnete unserer Stadt, Herr Alfred Ehret, im Alter von 83 Jahren verstorben ist.

Alfred Ehret hat zwischen 1954 und 1971 über 17 Jahre als Bürgermeister der selbstständigen Gemeinde Heimerdingen die Entwicklung vom bäuerlich geprägten Dorf zu einer attraktiven Wohngemeinde gestaltet.

In seine Amtszeit fiel auch die Entscheidung über die Eingliederung Heimerdingens nach Ditzingen, die mit großer Zustimmung der Bürgerschaft getroffen wurde.

Alfred Ehret wirkte nach der Eingliederung noch 9 Jahre als für das Bauwesen zuständiger 1. Beigeordneter an der Entwicklung der neu entstandenen Großen Kreisstadt Ditzingen mit.

1980 mußte er sein Amt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben und trat in den Ruhestand.

Die Stadt Ditzingen und ihr Stadtteil Heimerdingen haben dem Verstorbenen viel zu verdanken und wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Ich bitte Sie, sich zu Ehren des Verstorbenen zu erheben. – Vielen Dank -

Nun eine Überleitung zu finden, ist nicht einfach, aber ich will es damit versuchen, dass ich der Stadtkapelle Ditzingen herzlich danke für die musikalische Umrahmung des heutigen Morgens.

Die Stadtkapelle ist unter der bewährten Leitung ihrer Dirigentin, Frau Meier, ein weit über die Grenzen Ditzingens hinaus bekannter Klangkörper, auf den wir Stolz sein können.

II.

Das Jahr 2006 wird als ein reales Fußballmärchen in Erinnerung bleiben.

Entgegen aller Sorgen und Befürchtungen war diese Weltmeisterschaft eine beeindruckende Werbung für unser Land.

Wenn man die Veranstaltungen unter freiem Himmel Revue passieren lässt, haben wir uns wahrscheinlich manchmal selber nicht mehr wieder erkannt.

Es hat gut getan, überall Freude und friedliche Begeisterung zu erleben, aber auch eine neue Unbefangenheit im Umgang mit unseren Nationalfarben und dem Stolz auf unser Land.

Der Optimismus dieser Wochen hat sicherlich dazu beigetragen, dass das Jahr 2006 insgesamt ein sehr gutes Jahr war.

Hoffentlich bleibt er uns noch lange erhalten.


III.

Große Verärgerung hat das traurige Schicksal des Bären Bruno im vergangenen Jahr ausgelöst.

Ihren letzten Problembären haben die Bayern ja nun zum Winterschlaf geschickt und in Fürth prüfen sie gerade, ob sie ihre Landrätin dafür heilig sprechen sollen.

Aber „St. Pauli“ ist den Bayern dann doch zu anrüchig.


IV.

Rechtzeitig zum 40. Jubiläum der Stadterhebung ist im letzten Jahr auch das Hallenbad Ditzingen wieder in Betrieb gegangen.

Dank flexiblem Personaleinsatz und mit der Hilfe der DLRG konnten die Öffnungszeiten erheblich ausgeweitet und auch das Wochenende einbezogen werden.

Das Bad ist so schön geworden, dass wir mittlerweile bedrängt werden, es sogar in den Sommerferien offen zu halten.

Nachdem sich die finanzielle Lage verbessert hat, soll die Sanierung der Umkleide- und Duschbereiche nun im Jahr 2009 angepackt werden.


V.

In Ditzingen und in Heimerdingen haben wir nach der Weltmeisterschaft zwei große Straßenbaustellen erlebt und überlebt.

Die Bauzeit war wegen der Umleitungen für alle Beteiligten nicht einfach.

Die Heimerdinger haben sich eigene Wege gesucht und ihre Feldwege zu breiten Fahrstreifen ausgewalzt.

Einen Rest von schlechten Gewissen haben sich die Autofahrer aber bewahrt.

Immerhin wurde die Stadt gebeten, die Verbotsschilder abzudecken, damit man sie nicht immer sieht, wenn man sie nicht beachtet.

Nach Jahrzehnten hat Heimerdingen aber nun endlich einen großstädtischen Bahnübergang und Ditzingen einen verkehrsgerechten Autobahnanschluß.

Bund und Land haben immerhin über 5 Mio € in Ditzingen investiert.

Mein Dank für die nach anfänglichem Rumpeln dann problemlose Abwicklung dieser Bauarbeiten gilt heute Ihnen, lieber Herr Heyd vom Regierungspräsidium Stuttgart, als Verantwortlichem für diese Baustellen.


VI.

Das Jahr 2006 hat uns auch finanziell Rückenwind gegeben.

Die Gewerbesteuer entspricht in ihrem Aufkommen jetzt dem, was wir schon lange erhofft haben.

Und wie in einem Wüstenwadi nach langen Jahren der Dürre regt dieser warme Regen die Fantasie der politisch Verantwortlichen zum Blühen an.

Ein ägyptisches Sprichwort sagt: Vertraue Allah, aber binde dein Kamel trotzdem an.

Für die Kommunen heißt das weiterhin Zurückhaltung, solange nicht klar ist, welche Effekte die Unternehmenssteuerreform ab dem Jahr 2008 für die Gewerbesteuer haben wird.

Ohne diese schwäbische Vorsicht würde die Stadt Ditzingen ab dem Jahr 2007 auch nicht zu den 3 Großen Kreisstädten der Region Stuttgart gehören, die im Kernhaushalt schuldenfrei sind.

Das ist das erfreuliche Ergebnis einer nachhaltigen Haushaltspolitik, die ihren Anfang in der Amtszeit meines Vorgänger Alfred Fögen hat, den ich herzlich in unserer Mitte begrüße.

Mit dem notwendigen Augenmaß werden wir deshalb in diesem Jahr darangehen, einen Teil der Rückstände in der Unterhaltung der Straßen und Gebäude anzugehen.


VII.

Es wird es deshalb wieder Baustellen geben.

Schon morgen geht es rund, wenn an der Kreuzung Weilimdorfer-/Gartenstraße angefangen wird, einen Kreisverkehr einzurichten.

Die Ortsmitte in Hirschlanden und die Bauernstraße in Ditzingen stehen zur Sanierung an und auch in Heimerdingen wird das Land in der Ortsdurchfahrt die Kreuzung Iptinger Weg und Wiesenäckerstraße ausbauen.

Unser neuer Generalverkehrsplan hat die Bedeutung des Straßenverkehrs für unseren Standort bestätigt.

Zu den notwendigen Maßnahmen gehört auch die Südostumfahrung von Schöckingen.

Diese Maßnahme wird im neuen Doppelhaushalt des Landes endlich enthalten sein und wir gehen davon aus, dass damit auch spätestens im Jahr 2008 mit dem Grunderwerb und dem Bau begonnen werden kann.

Deutlich längeren Atem brauchen wir noch für die Südumfahrung Heimerdingen.

Allein durch die schiere Größe dieser Maßnahme ist keine schnelle Lösung zu erwarten.

Wir wollen deshalb mit dem Land über die Möglichkeit von Abschnittsbildungen verhandeln.

Aber für den Stadtteil Ditzingen enthält der neue Plan Lösungsansätze für Verkehrsprobleme, über die nachgedacht werden sollte.

In unserem Ballungsraum haben solche Gedanken und der Verkehr eine große Gemeinsamkeit: Beide überschreiten auf dem Weg zum Ziel das eine oder andere Mal auch die Grenzen der Nachbargemeinden.

So ist es auch mit der Idee eines zweiten Autobahnanschlusses.

Ich meine, dass sie es zumindest wert ist, sich auf der Grundlage weiterer fachlicher Untersuchungen damit auseinander zu setzen.

Sonst wird man nie erfahren, ob die Hoffnungen und Befürchtungen, die damit verbunden sind, auch begründet sind.


VIII.

Ditzingen wächst weiter.

Das Neubaugebiet am westlichen Ortsrand wird seinem Namen in den nächsten Monaten alle Ehre machen.

Wie attraktiv unsere Stadt als Wohn- und Arbeitsstandort ist, beweist nicht nur der Besuch des spanischen Königs Juan Carlos im letzten Jahr.

Auch die Nachfrage nach den Baugrundstücken ist groß und in Kürze werden Baukräne die Skyline beherrschen.

Dank Vladimir Putin wird gerade wieder viel über Energie gesprochen.

Auch ich habe kurz überlegt, wo ich an meiner Gasheizung einen atomaren Brennstab einsetzen kann.

Aber es ist viel schneller und einfacher, Energie einzusparen.

Und daran werden wir als Stadt weiter arbeiten.

Unser neues Baugebiet ist bereits von der Planung her optimiert für den Einsatz von Solarkollektoren und die Stadt verkauft bevorzugt an Bauherren, die einen erhöhten Energiestandard für ihr Haus realisieren.

Das rechnet sich ebenso wie die neue Straßenbeleuchtung in Ditzingen, das Blockheizkraftwerk im Hallenbad oder Solarkollektoren auf städtischen Dächern.

Und ich bin sicher, dass die Nutzung regenerativer Energieträger auch für unsere Landwirtschaft neue Chancen eröffnet.


IX.

Die Erhaltung und der Ausbau unserer Infrastruktur sind auch im neuen Jahr Arbeitsschwerpunkte.

Wegen der 500 Neubürger und deren Kinder am westlichen Ortsrand wird die Kindertagesstätte Grasweg für 0,5 Mio € um eine Gruppe erweitert

Diese schöne Halle, in der wir sitzen, muss für 1,2 Mio € an die Standards des Brandschutzes angepasst werden.

Die Halle wird davon nur ein bißchen neuer und schöner, hauptsächlich aber brennt sie dann nicht mehr so gut.

Das viele Geld tut manchem weh.

Aber egal welche Überlegungen man mit der Zukunft dieses Gebäudes verbindet: Es wird noch lange Jahre Dienst tun und wir können nicht mit der Sicherheit der Nutzer experimentieren.

Einen schon lange beklagten Mangel in der Sportstättenversorgung unserer Stadt schließen wir mit einer neuen Sporthalle in Heimerdingen.

Ein überzeugender Entwurf liegt vor, der auch für die Grundschule endlich eine Aula bringt.

Wenn alles gut läuft, dann können wir am Ende dieses Jahres die ersten Bauarbeiten vergeben.

Hier werden wir 3,5 Mio € investieren – nur für die eigenen Sportvereine.

Wir müssen anschließend nicht in der Region Mannschaften abwerben, um die Halle zu füllen.

Ein weiterer Investitionsschwerpunkt ist die Wasserversorgung.

Hier wollen wir für den Stadtteil Ditzingen eine zentrale Wasserenthärtungsanlage installieren.

Dann können wir unser hartes Eigenwasser weiter fördern und trotzdem dem Verbraucher weiches Wasser der Härte II, also dem Bodenseewasser vergleichbar, anbieten.

Diese Investition von 1 Mio € wird den Wasserpreis um 5 Cent pro qbm verteuern, aber ich denke, dass die Vorteile für die Verbraucher höher zu bewerten sind.


X.

Ditzingen ist lebendig.

Bürgermesse, Glemskultour, die Ditzinger Messe oder die Vereinsfeste in unseren Stadtteilen stehen für ein kreatives und lebendiges Gemeinwesen, in dem das Ehrenamt einen besonderen Stellenwert hat.

Mit der Ausbildung von immerhin 21 Bürgermentoren sollen neue Ehrenamts - Projekte in Ditzingen angeregt und die Vernetzung der Aktiven gefördert werden.

Und auch über die Errichtung einer Ditzinger Bürgerstiftung wird nachgedacht.

Damit soll für interessierte Bürger und Unternehmen eine Möglichkeit geschaffen werden, gemeinnützige Zwecke und bürgerschaftliches Engagement nachhaltig zu unterstützen.

Ich bin sicher, dass es viele Zwecke gibt, die von einer solchen Stiftung profitieren könnten.

Wenn sie heute schon mehr wissen wollen, dann fragen Sie Herrn Hubertus Schwinge.

Er ist 23 Stunden am Tag als Vorsitzender in der Jugendmusikschule tätig, 1 Stunde widmet er sich der Ausbildung der Bürgermentoren und in der restlichen Zeit beantwortet er gerne ihre Fragen – wenn er nicht gerade „Jugend musiziert“ vorbereitet.


XI.

„Von Arbeit stirbt kein Mensch, aber vom Ledig- und Müßiggehen kommen die Leute um Leib und Leben; denn der Mensch ist zum Arbeiten geboren wie der Vogel zum Fliegen“, so Martin Luther.

Der Reformator hat Recht und deswegen ist es besonders erfreulich, dass das Anspringen der wirtschaftlichen Konjunktur mittlerweile auch den Arbeitsmarkt entlastet.

Mit nur noch 4,1% Arbeitslosigkeit haben wir in Ditzingen bundesweit eine Spitzenstellung.

Aber dass heißt nicht, dass es keine Probleme gibt.

Gerade Ältere sind nachhaltig von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht, wobei Ältersein mittlerweile bereits mit dem fünften Lebensjahrzehnt beginnt.

Doch Rente mit 67 und Arbeiten bis 50 passen nicht zusammen.

Politik und Wirtschaft müssen hier dringend umsteuern.

Wegen der Menschen, aber auch, weil wir aus demografischen Gründen in den nächsten Jahren auf einen Mangel an Arbeitskräften zusteuern.


XII.

Und die zweite Problemgruppe sind junge Menschen, die am Ende der Schule nicht ausbildungsfähig sind oder Schwierigkeiten haben, mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes mitzuhalten.

Bildung und Betreuung sind deshalb kommunalpolitische Arbeitsschwerpunkte geworden.

Dabei haben wir zwei Ziele: Wir wollen durch gute Betreuungsangebote Beruf und Familie vereinbar machen.

Und wir wollen den Kindern in unseren Kindergärten und Schule eine bestmögliche Ausbildung bieten.

Trotzdem die Zahl der Kinder zurückgeht, halten wir die Zahl unser Erzieherinnen konstant und erweitern damit die Angebote für unter Dreijährige oder im Ganztagsbereich.

Nach der Eröffnung der Mensa im Schulzentrum gehören Mittagessen, Ganztagsbetreuung und Schulsozialarbeit an allen weiterführenden Schulen Ditzingens zum Standard.

Mit der Wilhelmschule erprobt nun auch eine Grundschule diese Angebote, um ihre Schüler besser fördern zu können.

Eine landesweite Besonderheit ist die umfassende musikalische Kooperation zwischen der Jugendmusikschule und den Kindergärten und Schulen unserer Stadt.

All dies sind Zukunftsinvestitionen, die sich für uns auszahlen werden.

Und aus diesem Grunde halte ich es für sehr diskussionswürdig, ob es wirklich sinnvoll ist, das das Land die Lehrerstellen, die durch zurückgehende Schülerzahlen frei werden, ersatzlos einspart.

Natürlich ist der Weg aus der Schuldenfalle ein sehr wichtiges Ziel.

Dazu müssen wir ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort bleiben.

Aber der einzige Rohstoff, den unser Land der Wirtschaft bieten kann, ist gute Bildung.

Daran sollten wir deshalb nicht sparen.


XIII.

Das hat auch die Wirtschaft erkannt.

„Kinder entdecken Wirtschaft“ lautet das Motto einer Bildungspartnerschaft zwischen der Fa. TRUMPF und der Theodor-Heuglin-Schule.

Eine dritte Grundschulklasse hat dabei ihren Unterricht zeitweise in die Produktionshallen der Fa. TRUMPF verlegt und dort unter Anleitung von Ausbildern und ihrer Lehrerin Kleiderhaken entwickelt und hergestellt.

Die Ergebnisse sind beeindruckend.

Es zeigt sich, dass das Interesse der Kinder für wirtschaftliche und technische Zusammenhänge so schon früh geweckt und gefördert werden kann.

Für die Bereitschaft, sich auf diesem Gebiet zu engagieren, bedanke ich mich bei Ihnen, Herr Professor Leibinger als Vorsitzendem der Aufsichtsgremien der Trumpfgruppe und bei Ihnen, Frau Dr. Leibinger-Kammüller als geschäftsführender Gesellschafterin sehr herzlich und freue mich über ihr Kommen.

Gerne werden wir versuchen, mit den positiven Erfahrungen aus diesem Projekt neue Bildungspartnerschaften unserer Schulen mit ortsansässigen Betrieben anzuregen.


XIV.

Europa wird in diesem Jahr 50 Jahre alt und Deutschland übernimmt die Ratspräsidentschaft.

Ich freue mich, dass wir unseren Europaabgeordneten, Herrn Rainer Wieland, unter uns begrüßen können.

Lieber Herr Wieland, dieses Jubiläum ist eine wichtige Wegmarke, nicht nur weil Sie selbst in wenigen Wochen das europäische Alter erreichen werden.

Fünf Jahrzehnten nach dem Abschluss der römischen Verträge ist Europa zu einem Bündnis aus 27 Ländern mit 490 Millionen Einwohnern und zum größten Wirtschaftsraum der Welt geworden.

Der Abbau von Zoll- und Handelsgrenzen, Deregulierung, Liberalisierung und eine gemeinsame Währungspolitik haben wirtschaftlichen Aufschwung und Wohlstand gebracht.

Vielleicht gelingt es der deutschen Ratspräsidentschaft, die Diskussion um einen Verfassungsvertrag wieder zu beleben.

Dieses Europa braucht Grundrechte und Sozialstandards, klare Zuständigkeiten in der Vertretung nach außen, eine Stärkung seines Parlamentes und ein Mehrheitsrecht bei Abstimmungen.

Allerdings hat Europa in 50 Jahren seinen Einfluß auch auf immer mehr Bereiche ausgedehnt.

Alle sprechen vom Abbau der Bürokratie, nur Straßburg und Brüssel nicht.

Nicht nur unsere Landwirte können ein Lied davon singen.

Unter dem Etikett des europäischen Vergaberechtes werden immer mehr Bereiche der klassischen Daseinsvorsorge dem Markt geöffnet.

Die interkommunale Zusammenarbeit der Städte ist gefährdet, wenn die Einrichtung gemeinsamer Betriebshöfe oder von Kläranlagen dem Vergaberecht Europas unterstellt werden.

Europa braucht deshalb auch Regelungen, die seine Zuständigkeiten klarer definieren und nationale und kulturelle Vielfalt erhalten und schützen.

Drücken wir also unserer Kanzlerin den Daumen.


XV.

Ob wir dies auch bei der Gesundheitsreform tun sollen, weiß ich nicht.

Bei jedem Kompromiss muss ich mehr an den unerfahrenen Jäger denken, der schon wieder einen Treiber angeschossen hat.

Als er heimkommt, fragt ihn seine Frau, wie er denn trotz dieses Debakels mit dem Treiber lächeln könne, worauf er erwidert: „Na diesmal hat er doch wenigstens Fuchs geheißen!“.

Aber wenigstens Teil 1 der Föderalismusreform, ist in Kraft getreten und hat die Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern neu geordnet.

Die Veränderungen sind so neu, dass man es in Berlin erst merkt, wenn der Bundespräsidenten fehlerhafte Gesetze nicht unterschreibt.

Der Wettbewerbsförderalismus trägt nun neue Herausforderungen wie die Festlegung der Ladenöffnungszeiten oder den Nichtraucherschutz an unseren Landtag heran.

Die Abgeordneten sind gefordert, Lösungen zu finden, die länderspezifischen Unterschieden Rechnung tragen ohne dass es für ein und denselben Sachverhalt in Deutschland 16 unterschiedliche Regelungen gibt.

Das fordert nicht nur die Regierung, sondern auch die Opposition.

Mein Gruß gilt deshalb Ihnen, Herr Stehmer, als neugewähltem Abgeordneten der SPD aus unserem Wahlkreis.

Seien Sie herzlich willkommen mit Ihrer Frau.

XVI.

Das künftige Schicksal der Post in Ditzingen beschäftigt die Bevölkerung sehr.

Ist das nur die Angst vor Veränderung oder der Ausdruck einer Lagerfeuermentalität?

Natürlich vergessen wir schnell, wie wir uns früher über Bürokratie, mangelnde Flexibilität oder fehlende Kundenorientierung geärgert haben.

Aber trotz vieler Fortschritte, die es für die Menschen durch die Privatisierung gegeben hat, gibt es auch unerwünschte Nebenwirkungen, auf die der Staat und die Kommunen nun keinen Einfluss mehr haben.

Man kann manche Bedenken und Vorbehalte verstehen, wenn man sieht,

das die Schöckinger heute für eine Briefmarke nach Hirschlanden fahren müssen

oder die Heimerdinger DSL nur auf halber Flamme bekommen - und es DSL ein paar Kilometer weiter draußen im ländlichen Raum gar nicht gibt

wenn sich der Zusammenhang zwischen Energiepreisen und Marktbeherrschung aufdrängt

oder wenn die Immobilientöchter der Bahn AG die städtebauliche Entwicklung in einer Vielzahl von Städten massiv und über Jahre behindern.

Auch hier ist die Wahrheit eben nicht einfach so oder so, sondern so und so.

Wir werden deshalb gegenüber der Deutsche Post AG darauf hinwirken, dass es eine gute und an den Bedürfnissen der Bevölkerung ausgerichtete Lösung geben wird.


XVII.

Aus aktuellem Anlaß möchte ich unsere Feuerwehr ansprechen.

Wie Sie wissen, hat es gestern wieder an der Hirschlander Schule gebrannt.

Und wieder müssen wir davon ausgehen, dass die Liste von Brandstiftungen damit um einen weiteren Fall verlängert worden ist.

Polizei und Kripo tun was sie können, um die Verantwortlichen zu finden.

Aber am härtesten treffen diese Brände unsere Feuerwehr.

Jeder Brand ist eine Belastung und ein persönliches Sicherheitsrisiko für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte und für deren Familien Grund zur Sorge.

Ich bin wirklich beeindruckt von der Professionalität und Nervenstärke, mit der unsere Feuerwehr diese Herausforderung annimmt.

Und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, unserem Stadtkommandanten Gsandner und den Frauen und Männern der Feuerwehr heute einmal öffentlich Danke zu sagen für dieses tolle Engagement.


XVIII.

Meine Damen und Herren, mit diesem Dank möchte ich schließen.

Manches im Leben wird einem verliehen.

Stadtbüchereien verleihen einem Bücher und Banken Geld.

Der Staat verleiht Ehrungen, die Liebe Flügel und ein guter Anzug Statur.

Die Demokratie schließlich verleiht Ämter wie das des Oberbürgermeisters.

Wenn die Amtszeit abgelaufen ist, hat man wieder die Wahl.

So ist es auch in diesem Jahr.

Merken Sie sich deshalb den 22. April vor und verleihen Sie das Amt neu.

Ich trete gerne wieder an und stelle mich ihrer Entscheidung.

Dabei habe ich eine Bitte: Gehen sie zur Wahl.

Denn sie wissen ja: Demokratie ist eine Regierungsform, die sicherstellt, das der Einzelne bekommt, was die Mehrheit verdient hat.

Also machen Sie es am 22.April wie immer und treffen Sie eine gute Wahl!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und ihren Familien ein gutes neues Jahr voller Glück, Gesundheit und guter Entscheidungen!



23.01.2007
Herr Braun

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