Gruppenklärwerk Ditzingen wird saniert

Planung zur Umsetzung des Sanierungskonzeptes kann begonnen werden.
Im Jahr 1967 wurde das Gruppenklärwerk Ditzingen - ein Gemeinschaftsklärwerk der Landeshauptstadt Stuttgart und der Stadt Ditzingen – in Betrieb genommen. Nach über 43 Jahren Laufzeit muss die mechanische und biologische Reinigungsstufe saniert werden.
Auf der Basis einer Zustandsbewertung haben die betroffenen Partnerstädte Stuttgart, Ditzingen und Gerlingen ein Sanierungspaket geschnürt und verabschiedet. Zur Sanierung der baulichen Anlagenteile und der Erneuerung der maschinellen und elektrotechnischen Klärwerksausrüstung werden Investitionen in Höhe von 23 Mio. EUR getätigt.
Nach Stuttgart und Gerlingen hat der Gemeinderat der Stadt Ditzingen am 20. April 2010 der Sanierung des Gruppenklärwerks Ditzingen auf der Grundlage des gemeinsam erarbeitenden Sanierungskonzeptes zugestimmt. Die Voraussetzungen für die Vergabe und Durchführung der weiteren Planungsschritte zur Umsetzung des Sanierungskonzeptes sind damit gegeben. Im Zuge der vorbereitenden Maßnahmen zur Projektabwicklung werden stufenweise in den kommenden acht Jahren Planungsleistungen in Höhe von insgesamt ca. 3,8 Mio. EUR beauftragt Auf der Grundlage der vorliegenden Bestandsuntersuchung steht in einem nächsten Schritt die Entwurfs- und Ausführungsplanung für die Komplettsanierung der mechanischen und biologischen Stufe des Ditzinger Klärwerkes an.
Die Projektplanung bis zum Baubeginn wird ca. eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen.
Der Baubeginn ist zum 01.01.2012 vorgesehen.
Am 21. April erfolgte im Rahmen einer Pressevorstellung der offizielle Start des Sanierungsprojektes.
Der Oberbürgermeister der Stadt Ditzingen, Michael Makurath, Bürgermeister der Stadt Gerlingen, Georg Brenner, der Leiter des Tiefbauamtes der Stadt Stuttgart, Wolfgang Schanz sowie Vertreter der Projektabwicklung haben das Projekt und die Sanierungsziele vorgestellt.
Erforderliche Sanierungsmaßnahmen
Auf der Grundlage der durchgeführten Bewertung des Anlagenzustandes wurde zwischen den beteiligten Städten eine umfassende Sanierung des Klärwerkbestandes vereinbart. Die erforderliche Erneuerung der veralteten maschinen- und elektrotechnischen Ausrüstung, sowie die Sanierung der baulichen Anlagen ist wesentlicher Bestandteil des Projektumfanges. Die Ergebnisse der Zustandsbewertung erfordern
- eine nachhaltige Betonsanierung des gesamten Baukörpers.
- eine Erneuerung der zunehmend störanfälligen und veralteten Maschinentechnik unter Berücksichtigung der Anforderungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Das bedeutet: Schaffung aktueller technischer Standards.
- eine umfassende Erneuerung der Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik.
Kosten
Auf der Grundlage der einvernehmlich vereinbarten Zielvorgaben wurden die Gesamtprojektkosten der Sanierung der mechanischen und biologischen Reinigungsstufen des Gruppenklärwerkes Ditzingen mit 23 Mio. EUR festgelegt. Die Sanierung und Modernisierung erfordert reine Investitionen von ca. 18 Mio. EUR. Die Baunebenkosten (Planung, Vorprojekt, Sonstiges) belaufen sich auf ca. 5 Mio. EUR. Der Mittelabfluss der Planungs- und Investitionskosten erfolgt in den Jahren 2009 bis 2018.
Kostenfinanzierung nach Anteil an behandelter Abwassermenge
Stadt Stuttgart 9,7 Mio. EUR (42,0 %)
Stadt Ditzingen 9,2 Mio. EUR (40,0 %)
Stadt Gerlingen 4,1 Mio. EUR. (18,0 %)
Erfüllung der an den Anlagenablauf gestellten Anforderungen
Das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) hat unter Beachtung eines Gutachtens der Universität Stuttgart die Anforderungen an den Ablauf des Gruppenklärwerks Ditzingen festgesetzt und diese im wasserrechtlichen Änderungsbescheid vom 10.12.2009 dokumentiert.
Für die in der qualifizierten Stichprobe einzuhaltenden Grenzwerte ist keine weitergehende Abwasserreinigung in Form einer zusätzlichen Filtrationsanlage notwendig. Das RPS hat darüber hinaus neben den einzuhaltenden Grenzwerten auch Zielwerte als Jahresmittelwert für Gesamt-Phosphor, Orthophosphat und Ammoniumstickstoff angegeben. Sie sind geringer als die Grenzwerte, können aber voraussichtlich auch unter Normalbedingungen erreicht werden. Weichen die Jahresmittelwerte von den Zielwerten ab, sind die Gründe darzulegen.
Darüber hinaus verlangt das RPS zukünftig auch die Darstellung von Kennzahlen, mit denen die Energieeffizienz des Gruppenklärwerks beurteilt werden kann.
Rückblick und historische Entwicklung
Die Stadtentwässerung Stuttgart (SES) betreibt seit 43 Jahren das auf der Gemarkung Ditzingen gelegene Gruppenklärwerk (GKW), an welchem seit 1981 die Stadt Stuttgart zu 60 % und die Stadt Ditzingen zu 40 % als Eigentümer beteiligt sind. Neben Stuttgart und Ditzingen ist auch die Stadt Gerlingen über einen Anschlussvertrag mit Stuttgart an das Gruppenklärwerk angebunden. Bis in das Jahr 2004 wurden inklusive der Erst- und Erweitungsbaumaßnahmen, sowie punktueller Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten 37 Mio. EUR in das GKW Ditzingen investiert. Die größten Investitionen waren dabei u.a. die Erweiterung und Optimierung der biologischen Stufe sowie die Sanierung der Schlammbehandlung.
Anlässlich der 5. Änderung der Abwasserverordnung (Verschärfung des Stickstoffwertes) wurde mit dem RPS das weitere Vorgehen hinsichtlich der daraus resultierenden Verbesserung der Anforderungen der Klärwerksleistungen im GKW Ditzingen abgestimmt. Eine Auswertung der Vorjahre ergab, dass der verschärfte Ablaufswert für Stickstoff, der von 18 mg/l auf 13 mg/l gesenkt wurde, nicht sicher über das gesamte Jahr eingehalten werden kann. So entstand das Erfordernis einer Generalsanierung bzw. eines geplanten Neubaus des Abwasserweges des Gruppenklärwerkes, um unter Berücksichtigung der wasserrechtlichen Vorgaben eine langfristig bestandsfähige Lösung herbeizuführen. Das erste Planungskonzept beinhaltete eine Investitionssumme für einen Neubau in Höhe von 42 Mio. EUR. Die Realisierung dieser Baumaßnahme hätte eine Gebührenmehrbelastung von 1,22 €/m³ Abwasser für die Ditzinger Bürger zur Folge gehabt. Dies liegt daran, dass Ditzingen nur einen Bruchteil ihres Investitionsanteiles mit der an das Land abzuführenden Abwasserabgabe verrechnen kann. Wegen der erheblichen Gebührenerhöhung hat die Stadt Ditzingen vom geplanten Neubauvorhaben Abstand genommen und angeregt, Alternativlösungen zu prüfen. Im gemeinsamen Bemühen haben die eingebundenen Ingenieurbüros eine kostengünstigere Sanierungsvariante erarbeitet, deren Realisierung mit rund 23 Mio. EUR berechnet wurde. Die Partnerstädte Stuttgart, Ditzingen und Gerlingen einigten sich darauf, einer umfassenden Sanierung des Klärwerkes anstelle der ursprünglich empfohlenen Neubauvariante den Vorzug zu geben.
Unter Beachtung der wasserrechtlichen Festsetzungen des RPS im Änderungsbescheid vom 10.12.2009 wurde daher eine Modifizierung der Ursprungsplanung mit folgenden Zielvorgaben erstellt:
- Sanierung und Erneuerung des Bestands nach Vorgaben der Zustandsbewertung.
- Erfüllen der aktuellen geforderten Ablaufwerte
- Gesamtkostenlimit 23 Mio. EUR.
- Baubeginn zum 01.01.2012.
Weitere Schritte
Mit der Zustimmung des Gemeinderates der Stadt Ditzingen zur vorgeschlagenen Sanierungslösung am 20. April 2010 sind die Voraussetzungen für die Verwirklichung des Projektes gegeben. Mit Blick auf den vorgesehenen Baubeginn werden die vorbereitenden Maßnahmen und die Planungen der einzelnen Gewerke stufenweise in Auftrag gegeben. Die bauliche Umsetzung der Maßnahme ist in den Jahren 2012 bis 2018 vorgesehen.
27.04.2010
